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X. Die Regeneration des Plattenepithels. Yon :E. I~lebs. (Hierzu Tafe] I. u. II.) Die regenerativcn Vorg'iinge an den Geweben, welche die In- tegritat des verletzten Organismus herzustellen streben, stellen eine Reihe dar, welche so recht geeignet ist, diejenige Seite der patho- logischen Processe~ welche cellul~irer Natur ist, zu belcuchten, und aus diesem Grunde ha.ben sich in der Neuzeit eine grosse Reihe yon Forschern der Untersuehung zugewandt, um an denselben die Grund- lage der celluli~ren Theorie zu prtifen. Wenn nun auch nieht zu verkennen ist~ dass die Erwerbungen tier neueren Zeit auf patholo- gischem Gebiet die aussehliessliche Herrschaft der cellularen Kri~ite besehr~inken, ihre Wirksamkeit gleichsam in die zweite Reihe zu versetzen traehteu, so ist doch eben so zweifellos, dass die ,reactive" Thi~tigkeit des Organismus auf Krifften beruht, welche innerhalb der Elementarorganismen th~ttig sind und~ einmal erschSpft, sieh durch Aufnahme yon Nahrungsstoffen wieder ergi~nzen. Die wichtigste Frage, welche sieh bei der Beobachtung dieser Yorgiinge aufwirft~ betrifft die Entstehungsweise der jungen Elemente, welehe den irgendwie entstandenen Substanzverlust auszuflillen be- stimmt sind. Wahrend naeh der Meinung der frtiheren diesen Gegenstand histolog-iseh verfolgenden Forscher im Sinne S e h w a n n' s eine flfissige, aus den Blutgefitssen transsudirte Substanz das Material ftir die Zellbildung liefern sollt% stellte am schiirfsten Virchow den Satz yon der legitimen Succession der Zellen auf, naeh welehem die junge Zelle aus der Theilung einer frtiher vorhandenen, der Mutterzelle~ hervorg'eht. Zugleich wurden genauere Angaben fiber diesen Theilungsprocess gemacht~ die im Wesentlichen fiberein-

Die Regeneration des Plattenepithels

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X.

Die Regeneration des Plattenepithels. Yon

:E. I~ lebs .

(Hierzu Tafe] I. u. II.)

Die regenerativcn Vorg'iinge an den Geweben, welche die In- tegritat des verletzten Organismus herzustellen streben, stellen eine Reihe dar, welche so recht geeignet ist, diejenige Seite der patho- logischen Processe~ welche cellul~irer Natur ist, zu belcuchten, und aus diesem Grunde ha.ben sich in der Neuzeit eine grosse Reihe yon Forschern der Untersuehung zugewandt, um an denselben die Grund- lage der celluli~ren Theorie zu prtifen. Wenn nun auch nieht zu verkennen ist~ dass die Erwerbungen tier neueren Zeit auf patholo- gischem Gebiet die aussehliessliche Herrschaft der cellularen Kri~ite besehr~inken, ihre Wirksamkeit gleichsam in die zweite Reihe zu versetzen traehteu, so ist doch eben so zweifellos, dass die ,reactive" Thi~tigkeit des Organismus auf Krifften beruht, welche innerhalb der Elementarorganismen th~ttig sind und~ einmal erschSpft, sieh durch Aufnahme yon Nahrungsstoffen wieder ergi~nzen.

Die wichtigste Frage, welche sieh bei der Beobachtung dieser Yorgiinge aufwirft~ betrifft die Entstehungsweise der jungen Elemente, welehe den irgendwie entstandenen Substanzverlust auszuflillen be- stimmt sind. Wahrend naeh der Meinung der frtiheren diesen Gegenstand histolog-iseh verfolgenden Forscher im Sinne S e h w a n n' s eine flfissige, aus den Blutgefitssen transsudirte Substanz das Material ftir die Zellbildung liefern sollt% stellte am schiirfsten V i r c h o w den Satz yon der legitimen Succession der Zellen auf, naeh welehem die junge Zelle aus der Theilung einer frtiher vorhandenen, der Mutterzelle~ hervorg'eht. Zugleich wurden genauere Angaben fiber diesen Theilungsprocess gemacht~ die im Wesentlichen fiberein-

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stimmten mit den Vorg~ngen, welche man bei der Zellbildung im Ei beobachtet zu haben glaubte: zuerst Theilung des Kernk~rper- chens, dann des Kerns, endlieh der ganzen Zelle.

Es ist ganz unzweit~lhaft, dass ohne diese bedeutsame Lehre die gauze gegenw~irtige Entwicklung der Histogenese unmSglich ge- wesen w~re~ dass namentlieh ftir die pathologisehe Entwicklungs- gesehiehte dieselbe den entscheidenden Wendepunkt darstellte; dean erst auf Grund derselben war es mSglich~ die einzelnen, so diffe- renten pathologisehen Neubildungen zu ihrer Quelle zurUckzuver- fblgen und die Eigenschaften derselben aus ihrem Ursprung zu erkl~ren.

V i r e h o w hatte freilich in seiner Cellularpathologie und Ge- schwulstlehre das Bindegewebe als den allgemeinen Mutterboden der Geschwtilste bezeiehnet~ indess bald trat hiergegen eine ent-

sehiedene Opposition auf, welche, gesttitzt auf die neueren Fort- schritte der normalen Entwicklunffsgeschichte, die scbarfb Trennung" der einzelnen Hauptgrappen der Gewebe nach ihrer Abstammun~ yon den verschiedenen Keimbl~ttteru aueh fiir alle pathologischen Processe behauptete. Wahrend W a l d e y e r diese Ansehauung na- mentlieh f~r die Carcinome auf alas Sch~trf~te durchzuftihren suchte und die bekannten pathologischen Charaktere dieser Neubildung auf eiu abnormes Auswachsen des Epithels zurackfithren wollte, babe ich, obwohl im Mlgemcinen yon der Richtigkeit der lcgitimen Succession der Gewebe iiberzeugt, gerade ftir die Carcinome eine Ausnahmestellung einzunehmen fttr nSthig, gehalten, da einmal ein directes Hineinwaebsen wuchernden Epithels in die bindegewcbige Grundsubstanz bei Carcinomen nicht immer stattfindet and anderer- seits Gin Untergehen der zelligeu Elemente des Bindegewebes night nachgewiesen werden konnte.

Neuerdings hat nun W a l d e y e r * ) eine sehr wichtige Beob- aehtung gemacht~ welebe wohl geeig'net ist, auf die diseontinuirliche Entwiekelung der eareinomat~s entarteten Epithelien ein neues Licht zu werfen; er land namliGh in ffisch nach tier Exstirpation unter- suchten Careinomen bewegliche Zellen, welche durch ihre GrSsse und Gestalt yon Lymphk~rperchen sich nntersehieden und yon ihm als junge Epithehellen betraehtet warden. Er kniipfte daran die Vermuthung, dass diese Elemente bei Operationen eine eareinoma- tSse Wundinfeetion herbeifiihren mSehten und empfiehlt in der far

*) CarmMt: Yirchow's Archly B. 55 undVolkmann's Sammlung Minischer u Langsame Bewegungen der vorwachsenden Epithelzellen sah auch Heiberg, Wien. reed. Jahrb. 1871.

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ein grSsseres ~trztliches Publicum berechneten Abhandlung Maass- xegeln, um diese Eventualiti~t zu vermeiden.

Es ist hier nicht der Ort, auf diese Frage, welehe mit der Ursaehe und Uebertragung der Careinome zusammenhiingt, welter einzugehen, nur sei bemerkt, dass diese an und fiir sich gewiss nicht zurtiekzuweisende Art der Infection doeh wenig Wahrsehein- liehkeit fiir sich hat~ da naeh Exstirpatiou yon Careinomen nur sehr selten in der Wundfli~ehe selbst zuerst die Reeidive auftreten, es miisste dean geradezu im erkrankten Gewebe operirt sein. Wo z. B. bei Mamma-Careinomen eine Adaptation der Wundri~nder mSglieh ist, eriblgt die Heilung mit linearer Narbe, neben welcher dann erst seeund~re KnStchen entstehen. Ich glaube daher, dass diese Red- dive yon Carcinomnetern herrtihren, welehe sehon vorher in dem die Gesehwulst umgebenden Gewebe eingesehlossen waren.

Leider fehlt nun der wiehtigen Entdeekung yon W a l d e y e r eine genauere Angabe der beobaehteten VerhNtnisse und damit, so wahrseheinlieh aueh die Deutung ist, eine vollsti~ndige wissensehat~- liehe Sieherung derselben. Jedenfalls ergab sigh hieraus dis Noth- wendigkeit einer erneuten Inangriffnahme des Gegenstandes und die Auf)abe, ttberhaupt tief~re Einsieht in das Zsllenleben der Epithel- gebilde zu gewinnen.

Aber aneh yon anderer Seite, und z. Th. sehon 5"tther, war dis Epithelbildung zmn Gegenstand eingehender Studien gemaeht worden, welehe zu theilweise widerspreehenden Resultaten geftihrt hatten. Hier hatte die sehSne Entdeekung R e v e r d i n ' s yon der leiehtsn Transplantationsfahigkeit reiner Epithe!lappen den Anstoss zur wei- teren, experimentellen Forsehung gegeben, welehe nothwendiger Weiss die wiehtigsten Fragen der Histogeness bsrUhren musste.

J. A r n o l d hart% speeiell an die R e v e r d i n ' s e h s Transplan- tation ankntipf'end, die Frage 15sen wo!len, ob bei der Usberh~tutung yon Wundflrtehen die Epithelbildung stets nut yore Rande her be- ginnt, und glaubte gefunden zu haben, dass anf grossen Wundfl~ehen aueh naeh der sorgfNtigsten und wiederholtsn Exstirpation des Wundrandes dennoeh Epithelinseln gebildet werden kSnnen, w~hrend gleiehartige, yon H e i n e (damals ebenfalls in Heidelberg) ange- stellte Versuehe das entgegengesetzte Resultat ergaben, So ergab alas Experiment, wie so h~nfig, durehaus widerspreehende Resultate; allein es ist Mar, dass die grSssere Wahrseheinliehkeit den nega- tiven Erfolgen des letzteren Forsehers zngesproehen und ange- nommen werden muss, dass A r n o 1 d nieht sorgfNtig genug die itingsten AuswUehse des Randepithels entfernt hatte, welehe eben

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mikroskopisch vollkonlmen unsichtbar sind. Andererseits ist es abet auch sehr interessant~ aus diesem Versuche zu erfahren, dass die so zarten Abk(immlinge des haarbildenden Hautepithels auch auf einem fremden Boden~ der granulirenden Galea aponem'otica, alle Elemente des Hautepithels mit Einschluss der Haare, Haarb:,tlge und Talgdrtisen erzeugen kSnnen.

J, A r n o l d * ) beschritt nun einen anderen Weg, die Epithel- regeneration zu studiren, welcher vor dem vorher eingeschlagenen den Vorzug besass, Schritt flir Schritt den Vorgang verfolgen zu kSnnen: die mikroskopische Beobachtung am lebenden Thier. Die Resultate, wclche er hierbei erhielt, waren ii'eilich so abweichend yon den bisher itblichen Annahmen, dass seiner Arbeit nach kurzer Zeit yon einer ganzeri Reihe yon Forschern entschieden widerspro- chen wurde ( H e i b e r g , W a d s w o r t h - E b e r t h u. s. w.). A r n o l d wollte n~imlich gesehen haben, dass yon dem Epithelrande kleiner Verletzungen ans eine Fltissigkeit yon dem Cbarakter des Proto- plasma sich tiber die Wundfi!iche ergSsse, in wclcher zuerst Kern- k~rperehen, dann um dieselben die Kerne ents~ehen, worauf endlieh eine Abtheiluffg der Masse in einzelne Zeilen stattfindet. Sehon 1870 ersehienen zwei Arbeiten, welche diesen Gegenstand betreffen, beide in Virchow's Archly B. 51. yon W a d s w o r t h - E b e r t h und F. A. H o f m a n n . Die beiden ersteren Autoren haben an Silberbildern der Frosehcornea Resultate erlangt, welehe, soweit sie an todten 0bjecten gewonnen werden ktinnen, vollst~tndig im Sinne der nach- stebenden l~Iittheilungen gedeutet werden miissen. Mit Reeht sehliessen sie jede Betheiligung des Bindegewebes an dem Regenerationsvor- gang des Epithels aus, welehe A r n o l d noch glaubte annehmen zu mtisse,i. Das Auswaehsen tier Randzellen, die freie KernkSrperchen- und Kembildung wird dagegen ebenfalls angenommen; aueh abge- ltiste junge Epithelzellen werden dargestellt (Fig. 6), ohne dass die Methode die Erkennung derselben als epithelialer Wanderzellen (s. u.) gestattete.

F. A. H o f f m a n n verneinte naeh Untersuehungen an dem- selben Object die Bedeutung der lymphatisehen Wanderzellen flit die Epithelregeneration und fand Epithelzellen mit Auswilehsen und junge Epithehellen zerstreut dutch die ganze Epitheldeeke der Cornea, wonaeh er das Vorsehieben des Epithelrandes nieht blos yon dem Auswaehsen der Randzellen ableitet.

*) Virchow's Arch. 46. Heller beobachtete ebenfalls am lebenden Thiere. (Habilitationsschrfft 1869)und spricht sich ftir Auswachsen der Epithehellen aus.

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H j a l m a r H e i b e r g ver~ffentlichte ferner 1871 Untersuchungen tiber diesen Gegenstand, die in S t r i c k e r ' s Laboratorium angestellt waren.*) Er suchte ausgeschnittene Frosehhornhaute durch Drainirung mit Serum lebendig zu erhalten uud fund so die unvollkommeuen, vorher schon erw~thnten Bewegungserseheinungen an den auswach- senden Epithelzellen. Das Auswachsen der letzteren geschieht in Zapfenibrm, Kerntheilungen kommen vor, aber aueh die yon A r n o 1 d beschriebenen gl~nzenden K~rner in dem auswachsenden Theile, deren Umwandlung in Kerne indess nieht beobaehtet werden konnte.

Noch n~her kam den unten zu besprechenden Verhgltnissen A. H e l l e r in einer kleinen Mittheilu•g tiber epithelial~n Eiter**)~ in denen es ihm gelang~ in kleinen Eiterherden~ clue slch in Folge oberflgchlicher Verletzungen gebildet batten, freie Zellen auf~ufinden, welche in Bezug auf GrSsse nnd Gestalt yon den LymphkSrperchen und Eiterzellen wesentlich abweichen und als junge losgelSste Epi- thelien aufgefasst werden. Bewegungserscheinungen wurden an den- selben nicht beobaehtet. Dagegen schei~t er sehon in der obeu er- wahnten tIabilitationsarbeit bewegliche junge Epithelzellen gesehen zu haben, ohue tiber deren Herkuni~ Bestimmteres ermitteln zu kSnnen, nur scheint er nicht geneigt, dieselben yon den lymphatischen Wanderzellen abzuleiten.

An den letzteren Punkt kntipf~ nun B i e s ia d e c k i an, weleher, nachdem schon F. F a g e n s t e e h e r 1868 Aehnliches in der abge- storbenen Haut wollte beobachtet haben~ auf Grund der Beobaehtung am lebenden Gewebe die Betheiligung lymphoider Kbrper an der Epithelneubildung behauptete.***) Die Epitheldefecte wurden durch Collodium cantharidatum erzielt und die Beobaehtung an curarisirten Thieren lgngere Zeit fbrtgesetzt. Die mit grosser Sorgfalt ange- stellten Versuche leiden an dem Fehler zu tier greifender Reizung, durch welche eben eine reiehliche Answanderung lymphoider Zellea bewirkt wurde; da weiterhin gezeigt werden wird, dass diese Aus- wanderung ganzlich verhindert werden kann, ohne dass der Vorgang der Epithelregeneration gestSrt wird, bedaff es keiner weiteren Analyse derjenigen Beobachtungen, durch welehe die lymphatische Natur der jungen Epithelien nachgewiesen werden sollte.

Die Wiehtigkeit der yon J. A r n o 1 d gemaehten Angaben, welche geradezu eine Reform der Theorie der Zellbildung in Aussicht stellten,

*) Wiener med. Jahrb. 1871 S. 7. **) Sitzungsberichte der phys.-reed. Societ~t zu Erlangen. 6. Mai 1872.

***) Wien. Sitzber. 71 u. Untersuchungen aus dem path.-anat. Institute in Krakau. 1872. S. 60.

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i~tlls sic sich bewahrheiteten, waren Grund genug fiir reich, sofort nach dcm Erscheinen dieser Arbeit den Gegenstand zu untersuchen~ dessert vSllige Aufkliirung eine nothwendige Vorarbeit far die Ent- wickelungsgeschichte der Carcinome sein musste~ welche ieh seit dem Beginn mciner Studien als eine Hauptauigabe der pathologi- schen Forschung betrachtet hatte und zu ftirdern bestrebt gewesen war.

Bis dahin war die Entwickelung pathologischer Processe nur selten am lebenden Thiere beobachtet worden, die Sehwierigkeiten einer solchen Beobachtung daher nut wenig bekannt. Der Cohn- h e lm'sche Versueh am Mesenterium des Frosches war dureh dig Zartheit d~s Gewebes and den geringen Reiehthum desselben an protoplasmatischen Gebilden besonders begtinstigt. FUr das Platten- epithel, welches ich zunitchst zum Gegenstande der Untersuchung machen wollte, schien mir dig Schwimmhaut des Frosches geeignet zu sein and hat sich mir auch in langen Jahren, durch welche diese Untersuchungen sieh hinzogen, bewiihrt, gegenUber den far das Bindegewebe und seine Einschltisse so vortreittiehen Froschlarven nnd jungen Forellen, welche letzteren ich in Wtirzburg dutch die Gtite des Herrn K a i s e r in Kissingen erhielt. Spi~ter hoffe ich die- selben an durchscheinenden Meerthieren vervollstandigen zu k(innen. Die Sehwierigkeit liegt, wie schon angedeutet, in der eigenthUm- lichen Beschaffenheit des glasigen, das Licht in seinem Innern viel/hch dispergirenden Protoplasma, dutch welches die eingeschlos- senen Theile vollkommen unsichtbar werdcn. Es kSnnte dahcr sehr wohl m~glich seinl dass die homogene BesehaffenhGit der A r n o l d ' - schen epithelbildenden Substanz nur yon dieser Eigenschaft herriihrt. In der That schienen mir auch die ersten, noch in Bern (1869) an- g'estellten Versuche die gleichen Resultate zu ergeben, wig siG A r n o 1 d erhalten hatte. Ich konnte mit Leichtigkeit an der Schwimm- haut leicht curarisirter FrSsche yon dem Epithelrande kleiner Ver- letzungen aus diese feinkiirnige Masse mit ebenem Rande vordringea sehn. Dieselbe schloss Fremdk6rpGr und rothe BlutkSrperchen, denen sic begegnete, nach Art einer ziihflUssigen Masse sin, indem sic erst sich an ihren Seiten mit abgerundetem Rande vorschob, um schliesslich am entgegengesetzten Ende wieder zusammenzufliessen. Auch glanzende KSrner sah ich auflreten und scheinbar plStzlich gebildete, blaschenartige Kerne um dieselben auftauchen.

So babe ich kleine Verletzungen, welche ich zuerst (lurch Ab- reissen der Epithelschicht yon Giner kleinen, mit feiner Scheere gemachten Einkerbung aus herstellte, bis zn ihrer vollsti~ndigen Ver- narbung fast eontinuirlieh verfolgen kSnnen. Nichts desto weniger

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schieu mir die Beobachtung, namentlieh in Bezug auf die Entstehung der Kerne nieht hinreiehend g'esiehert zu sein, da ieh den u der alten Zellkerne durcbaus nieht verfolgen konnte.

Erst weitere, in jedem 3ahre wiederholte, Beobaehtungen fiihrten reich zu einer befriedigende Resultate ergcbenden Methode. Schwach curarisirte Frtische yon kraitiger Besehaffenheit, am besten gut con- servirte WinterfrSsche *) werden in einem grossen, flachen Uhrglase auf den RUcken gelegt, so dass die Untersehenkel tiber den Rand herabh~ngen; das GIas sodann auf einen stellbaren Halter gesetzt, wozu sich eiserne Filtrirgestelle mit Ringen besonders eignen, und so gestellt, dass die untere Fl:~iehe der Hinterfiisse ohne irgend welchen Zwang bequem auf einer Glasplatte ruht, die sieh auf dem Object- tiseh des Mikroskops befindet. Um die Zehen yon einander zu ent- fi~rnen und die Sehwimmhaut auf das Niveau der oberen Fl~tche der Zehen zu erheben, werden dreieekigc Abschnitte einer Glastathl yon passender Dicke untergeschoben. So ruht die Schwimmhaut ohne irgend eine Spannung und ohne die geringste Sttirung der Circu- lation auf vollkommen horizontaler Unterlage und kann leicht mit oder ohne Deekglas und bei den st:,irksten VergrSsserungen untcr- sueht werden.

Die einzige Unbequemlichkeit, welehe diese Anordnung dadureh darbietet, dass Versehiebungen des Objectes sehwierig auszufiihren sind, ohne den Versuch zu gefithrden, habe ich in der neuesten Zeit dnreh einen Apparat beseitigt, der sowohl als Wiirmtiseh, wie als fixer Objecttisch dient und dessen Princip darauf J ,~-* ber, ~, dass zwischen zwei fest vereinigten p~ra|Ielen Platten, y : " ,eren obere das Object gelegt wird, der Fuss und Objecttisch des Mikroskops eingesehaltet ist, wahrend tier obere Theil mit dem Tubus tiber der oberen fixen Platte sich befindet. Eine dureh Mikrometerschrauben zu verschiebende Schlittenvorrichtung an der anteren fixen Platte gestattet nun eine vollkommen sichere und leichte Bewegung des Mikroskops in horizontaler Ebene tiber dem auf tier oberen Platte ein ftir alle Mal fixirten Object. Die Vorriehtung, welehe noch

*).Frahlingsfr6sche mtissen nach den Erfahrungen yon A. Bfttcher, wel- che derselbe in seiner Keratitis-Arbeit mittheilt, entschieden vermieden werden, da hler ganz gewfhnlieh Emigrationsvorg~nge stattfinden, vermuthlich nicht trau- matischen grsprungs, wie B. meint, sondern im Zusammenhang mit den Regene- rationsvorgangen, die naeh dem Winterschlaf eintreten (z. B. Muskelfasern-Neu- bildung). Ich will nicht unterlassen zu bemerken, dass ich reich an B's. Pr~tparatea yon der Anwesenheit dieser spontanen Keratitis vollst~ndig iiberzeugt habe, w~hrend dieselbe bei centralen Reizungen der Cornea in spgterer Jahreszeit nicht oder nieht immer eintritt (Cohnheim).

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mannigfaltige Vortheile darbietet, vor Allem sich aber dadurch em- pfiehlt~ class sie fUr jedes Mikroskop brauchbar gemacht werden kann, soll nebst underen technisehen Einrichtungen, welche ich im Pragcr path.-anat. Iustitut angebracht habe, in einem der niichsten tteite gcnauer beschrieben werdcn.

Die vorher beschriebene Versuchsanordnung gcstattct ausserdem leicht einen Uebelstand zu vermeiden, welchem sonst derartigc lange dauernde Beobachtungen am curarisirten Thiere untcrworfcn sind, das Eintrocknen der Oberfiiiche. Dcr Froschleib im Uhrgeh~tuse, welches etwas Brunnenwasser enthNt, wird mit ein Paar Bl~tttern Filtrirpapier bedeckt~ und fcine Streifen desselben werdcn l~ngs der Untcrschenkel bis zu den Ftissen geleitet. Ein Heben oder Scnken des Uhrglases, welches bci dem Freibleiben des Knie- und Fuss- gelenkes ohne Verriicken des Fusses miiglich ist, gcstattet eine st~trkerc oder schwKchcre Drainirung des Raumes zwischcn Deck- glas und Schwimmhaut. Im Allgemeinen ist es aber zweckm~ssig, nur so viel Fliissigkeit zufliessen zu lassen, dass diesclbe den Rand des Deckglases nicht tiberschreitet.

Die Beobachtung des Vorgangs unter dem Deekglase ist aus mehreren Grtinden vorzuziehen: erstens ermSglieht dieselbe die An- wendung der starksten hnmersionssysteme ( S e u b e r t uud K r a f f t N. X., H a r t n a c k N. 17), wahrend ohne dasselbe die loekere auf der Unterlage aufliegende Schwimmhaut beim Senken des Objcetivs dureh die Capillariti~t angesaugt wird und sieh der Linscnfli~che an. lcgt; zweitens verhindert das Deckglas aber auch das Hineingelangen sch~dlicher Stoffe, welche Entztindung erregen und eine Trtibung des Brides dutch die Auswanderung farbloser Blutzcllen bewirken; drittens behNt aber aueh die Fltissigkeit unter dem Deckglase die Zusammensetzung der Gewebsfltissigkeit, indem nur so viel Wasser zufliesst, als durch Verduns~ung verloren geht. Zu starker Druck kann bei einiger Geschicklichkeit vermiedeu werden und li~sst sich bald an St(irungen der Circulation erkennen. Ich bcnutze gewbhn- lich dreieckig zugeschnittene Glaser, welche den gewbhnlieh noch etwas hervorragenden Seitenrgndern dcr Zehen aufliegen.

Da bekanntlieh die Frtische in der Gefangenschaft stark dunkeln, ist es besser, ti'isch get~ngene zu benutzcn, doch gclingt es aucb, wenn man die erstercn ftir einige Tage in einen absolut dnnkeln Raum einsperrt, sic wieder hellcr zu machen. Sie zeigen dann nach dem Curarisiren keine weitere Veranderung der Farbe.

Hat man an cintra so vorgeriehteten Thiere die Sehwimmhaut unter normalen Verhaltnissen untersucht und die Circulation, wie

Regeneration des Plattenepithels. 133

die Vertheilung des Pigmentes glinstlg gefunden, so maeht man am besten mit einer sehr seharfen kleinen krummen Seheere ungef~thr in der Mitte zwisehen den beiden Zehen und etwas entfernt yore freien Rande einen kleinen Defect der Oberhaut, wobei womtiglich eine Verletzung der Blutgefiisse zu vermeiden ist. Capillarblutung steht sebr bald durch Anhliufung yon rothen Blutkiirperchen in den Enden, Arterien bluten indess oft hartnackig; am besten ist es in diesem Fall den Fuss unter einen Strom kalten Wassers zu bringen; indess soll man nieht zu lange Zei t damit rerlieren, um noch an demselben Tage die Beobaehtung zu Ende ftihren zu k(innen. Es ist daher anzurathen~ zum Beginn des Versuebs sogleich mebrere Fr~sehe zu curarisiren and unter den operirten den gtinstigsten Fall aus- zuwithlen. Die kleinen Defbcte yon 1--2 Mm. L~tnge und */'2--1 him. Breite heilen w~thrend tines Tages. Einige rothe Blutzellen, welche in der Wunde liegen~ beeintr'~ichtigen den Vorgang durchaus nicht, bilden vielmehr treffiiche Objecte, um daran die Leistungen der Zell- substanz zu studiren~ wovon sp~tter mehr.

Was die topographischen Verh~tltnisse dieser Substanzverluste angeht~ so hat man iia der Mitte derselben die oberfiiichlichen Blut- gef~sse gewtibnlicb vollst~ndig freigelegt, indem auch dig dtinne pigmentzellenhaltige Schieht, welche tiber denselben ausgebreitet liegt~ mit fortgenommen ist; jeden@ls tin vollgtiltiger Beweis ftir die ganzliehe Enttbrnung des Epithels. Der Grund der Wunde erseheint nun so klar und durchsichtig~ dass alle Details an den Blatgefassen and dem Bindegewebe ebenso deutlich gesehn werden ktinnen, wie am Mesenterium des Frosehes; es eignet sigh daher dieses Object mindestens eben so gut wit jenes zur Beobaehtung des Vorgangs der Emigration farbloser Blutzellen aus den Gef~tssen. Indess wird man hierzu an@re Anordnungen treffen mitssen, da bei sorgfiiltiger Ausftihrnng der eben gegebenen Vorschrii~en die Emigration tiber- haupt nicht eintrltt. Nttr an wenigen Stellen haften die weissen Blutzellen der Gefasswand an, um meist wieder naeh einiger Zeit fortgespiilt zu werden.

Die Epithelriinder sind in Folge des Seheerenschnittes in schrager Riehtung durehschnitten~ so class die tiefbren Lagen welter naeh innen reiehen, als die oberfiachlicben, eine Art Trichter bilden, weleher an den spitz auslaufenden Enden oft sehr flach wird. So ist Gelegenheit gegeben~ die versehiedenen iibereinander liegenden Sehichten nebeneinander zu sehen. Doch finden sich aueh kleine Unregelmiissigkeiten, indem gelegentlich am ausseren Rande des Trichters etwas mehr fortgenommen sein kann, als am inneren. DiG

A r cl~i v fi ir experiment. Pathologie u. Pharmakologie. I IL Bd. t 0

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regelmiissigen Verhiiltnisse zeigt Tar. I. Fig. 6, diese Ausnahme Taf. I, Fig. 5. In der erstern der beiden Figuren sind 3 Schichten zu seheu, yon denen die oberitiichliche (a) aus grossen Polygonen besteht, welehe gegen den freien Rand der Schwimmhaut hiu etwas schmliler werden. Ihre Substanz hat die Eigenschaft matt gesehlff- fGnen Glases und hindert daher bet st~irkerGr Vergr~sserung nieht weuig die Betrach~lg der tieferen Schichten. Die Kerne dieser Schicht sind ziemlich gleiehfSrmig dunkle ovale Massen. Die Zellen der zweiten~ mittleren Schicht (b) sind etwas starker gekiirnt, als die der oberfliiehlichen, ihre Kerne grobk(irnig, oft hSckrig. An diesen beiden Schichten sind w~thrend des Verlaufs der Wundheil- ungen keine wesentlichen Veri~nderungen zu bemerken, nut erscheiuen die Zellen der mittleren SchiGht gewiihnlich dunklcr als vorher~ starker getrUbt, die Kerne sind auch dann unver~ndert geblieben.

Gegen die dritte und tiefste Sehicht ist auf diesem Schriigschnitt nicht immer eine so deutliche Abgrenzung wahrzunehmen, wie sie zwisehen den beiden ersten Schiehten besteht, auch fehlen bier die quer durehsehnittenen Zel|en, welche sehr hi~ufig im Rande der ober- fliichlichsten Schicht angetroffen werden. Wahrend bier die hiirtere Substanz vom Schnitt getrennt wird, scheint dort Gin AusweichGn dGr elastisGhen Zellki~rper stattzufinden, so dass die Trennung immer an ihren Grenzen eriblgt. Der innere Rand der ganzen Epithel- schieht gegen die Grundsubstanz ist wiederum vollkommen scharf abgesetzt.

Ich werde nun die einzelnen Phasen der betraehteten Vorgiinge~ wie s ieder Reihe nach in die Erseheinung treten, anflihren.

I. A u f t r e t e n c o n t r a c t i l e r E p i t h e l z e l l e n . Stellt man den Focus des Mikroskops auf einen Theil des

Epithelrandes ein und zwar zuni~chst einen solchen, an welchem der Abfall ein steiler oder senkrechter ist, so sieht man in den ersten Stunden nach der AnlGgung der Verletzung eine aus weichem, feinkSrnigem Protoplasma gebildGte Masse hie und da in Form yon rundlichen Kuppen hervortreten~ yon denen einige der GrSsse dGr Epithelzellen dcr mittleren Sehicht entsprechen~ andere griisser oder kleiner als dieselben sind (Tar. I. Fig. l). Iu selteueu F~illen haben diesclben~ wie die in der Figur am meisten links gGlegene Masse, glatte Ri~nder~ die in Winkeln yon 11/2 R. ungef~hr zusammenstossen und dadurch die Form der ursprtinglichen Zellcn bewahreu.

Das gleichmiissige Vorrilcken der tieferen Zellen~ welches J. Arn old a|s eine regelmassige physiologisehe Folge der Verletzung auffasst und

Regeneration des Plattenepithels. 135

welches nach ihm zum Schluss kleiner Verletzungen allein geniigen soll~ sah ich nicht immer so frtih auftreten und m6chte daher aueh bier an ein Quellungsph•nomen resp. eine Volumszunahme dieser Zellen denken~ welche bisweilen (s. unten) allerdings sehr regelmiissig liings des ganzen Wundrandes stattfindet.

Andere dieser Massen besitzen dageg'en Vorsprtinge oder Aus- wtichse yon entweder rundlicher oder zackiger Gestalt 7 die mannig- ihch ihre Form verandern, verschwinden, wieder entstehn und sich an ihrer Spitze (# Fig. 1) in feinere Zacken auflitsen; oder es bilden sich grtissere Auswtichse mit off engerem Halse und an ihrem vor- deren Rande sich verbreiternd in feine Pseudopodien (a Fig. 1). Die Formen dieser Zellen wurden am 23. Dec. 72, 3 h. Nm. skizzirt; 20 Min. sp:,~ter hatte a die in der Fig. 3 wiedergegebene Form an- genommen, a der Fig. 2 ist ein Zwischenstadium. Die Masse fi nahm nach 25 and 32 Minuten die Gestalt aus Fig'ur 2 and 3 an. Man sieht, die Formver~nderungen waren in diesem letzten Fall viel geringere, als in dem ersteren, eine Erscheinung, die wohl mit den Lagevcr~nderungen der yon dem Protoplasma umschlossenen Gebilde zusammenh~tngt. Als solche bemerkt man bald nach dem Auffreten der contractilen Hervorragungen des Epithe!randes zwei verschiedene Arten: helle Blasen yon der Grtisse der Zellkerne, mit scharfem Rand, wenn sic an der 0bcrfiache hervortreten und eine deutliche Profilansicht mSglich wird, -- und gliinzende kleine K(ir: perchcn. Von den hellen Blasen sind, wenigstens am Anfange der Beobachtung, selten mehr als 2 in jeder Masse vorhanden, die KSrner dagegen meistens in grSsserer Anzahl.

An diesen KSrpern sind nun langsame Ortsver~tnderungen zu constatiren, welche aber ganz und gar den Eindruck einer Ver- schiebung seitens des umgebenden Plasma's machen, keineswegs den activer Locomotion, da denselben durchweg Formver~inderungea abgehen, welche als die Ursache ihrer Bewcgung betrachtet werden k~nnten. Auch behalten sic, wie z. B. die 4 K(irner in a, ihre gegenseitige Lagerung ziemlich bei, and werden nur im Ganzen ein wenig verschoben, so dass die l~tngere Diagonale ungefithr um 90 o gedreht wird in 20 Minuten. Offenbar h~ngt diese Lageveriinderung yon den Formveranderungen des Plasma's ab; indem dasselbe in a Fig. 2 in grSsserer Menge in den Fortsatz einstrSmt, werden die Kerne in den Hals desselben hineingezogen; sparer in Fig. 3, in welcher der Fortsatz wieder in die IIauptmasse zurUcktritt, g'elangen auch die K~irner wieder in diese.

Wahrend ich die Entstehung~ beziehungsweise Vermehrung der Ktirner nicht direct habe beobachten k(innen, ist die Zunahme der

10"

136 X. E. KLE~s

hellen Kugeln unzweifelhaft. In a Fig. 2 finden sigh 3 solehe, aller- dings dutch das Plasma verdeckt und nicht vollstKndig deutlieh zu erkennen, an einer Stelle, an welcher vorher nur eine vorhanden war. ~och besscr zeigt Fig. 4 diese Zunahme unter iibrigens ~ihn- lichen VerhKltnissen. W~hrend bei a der Plasmafortsatz nur eine helle Kugel enthielt, befinden sigh in b zwei solche yon gleicher GrSsse und nicht kleiner als die vorher einfache Kugel. Eine ana- loge Vcrmehrung findet in ~ statt.

Es ist nun gewiss sehwierig, in jedem Fall zu entscheiden, ob diese Zanahme durch Neubildung an Ort und Stelle veranlasst wird oder ob die Kugeln durch die innercn Bewegungen des Plasma's an ihre Stelle gesGhoben werden. Fiir die Falle, in denen sie in ge- stielten Anhangen liegen, welche nut wenig Substanz ausser den Kugeln enthalten, mSehte ieh das Erstere annehmen. Was dageg'en die physiologische Bescha~fenheit dieser hellen Kugeln angeht, so kann es keinem Zweifel unterliegen, dass sie aus einer gallertartig ibsten Substanz bestehen; mehrere~ die oft langc nebeneinander gelagert sind, bcsitzen keine Neigung zusammenzufiiessen, und nieht selten werden sie mit eincm ansehnliehen Theil ihrer Oberfl~ehe tiber das 1Jlasma hinausgedr~ngt, ohne hier auseinandcrzufliessen (Fig. 4a).

Es erUbrigt nun, die Beziehungen zwischen den hellen Kugeln und den KSrnern zu constatiren. Wenn eines der letzteren langere Zeit der Oberfl~che einer Kugel anliegL so geschieht es nicht selten, dass dasselbe schliesslich in das Innere der Kugel eindringt. Man erkennt dieses an der grSsseren Beweglichkeit, welche dasselbe nur eine gewisse Zeit innerhMb der Kugel besitzt. So drang das Korn in Fig. 1 ~ 28 Minuten nach dem Beginn der Beobachtung in die helle Kugel ein, weehselte seinen Ort daselbst ziemlich sGhnell dutch 4 Minuten und blicb dann ruhig an der in Fig. 3 ~ bezeichneten Stelle. Ich konnte trotz der Anwendung des Syst. XI. yon Har t - h a c k Formver~nderungen an dem K~rperchen nieht wahrnehmen, wie sie seither yon A u e r b a c h beschrieben wurden, doeh mag mir dieses wegen der Kleinheit des ()bjeGts entgangen sein. Ebenso- wenig habe ich das Eintreten mehrerer KSrnchcn in dieselbe Kugel beobachtcn kSnnen.

In dcr reinen Profilansicht l~sst sigh die Entstehungsweise der contraetilen PlasmakSrpcr night ermitteln, nur kann mit Bestimmt- heir einc Theilnahme der obersten EpithelzellensGhicht und des Bindegewebes ausgeschlossen werden.

Gegentiber der Ansicht yon P a g e n s t e ~ h e r und B i e s i a d e c k i , class die Wanderzellen des Bindegewebes, oder ausgewanderte farb-

Regeneration des Platteneloithels. 137

lose Blutzellen das Material flir die jungen Epithelzellen liefern, sei hier schon die viel bedeutendere Griisse der oben besehriebenen PlasmakSrper angeflihrt, sowie die vollstiindige Abwesenheit der ersteren in zahlreichen yon mir untersuehten Pr~iparaten.

Viel sieherer ist diese Entscheidung, wenn man Fl~iehenbilder untersucht, die an sehr schragen Durchschnitten der Epithelsehieht unschwer anfgefunden werden. Die Figuren 5 u. 6 der ersten Tafel stellen zwei verschiedene Theile des Epithelrandes dar. Der Ver- such (am 3. Dee. 1873) beganu um 11 Uhr Vormittags mit der An- legung der Wunde, um 2 Uhr Naehmittags, also 3 Stunden naeh dem Beginn, wurde zuerst die welter unten zu besprechende Theilung der Kerne der tiefereu Epithelschicht wahrgenommen, wiihrend gleich- zeitig' Contraetionscrscheinungen an den randst~ndigen Zellen sichtbar wurden.

Die Beobaehtung der letztern wurde besonders dadurch er- leichtert, dass nut einzelne derselben (Fig. 5e u. c') Contractious- erscheinungen zeigten, vielleicht zusammenhlingend damit, dass stellenweise die Zellen der mittleren Sehicht erhalten waren (s. bei b auf der r. Seite zunaehst dem Epithelrande); es ist wohl m~iglich, dass durch die Auflagerung dieser starren Zellplatten das Aussende~ yon Pseudopodien seitens der yon ihnen bedeckten tieferen Zellen~ behindert war.

Man sieht also hier auf das Deutlichste, dass einzelne der rand- stiindigen, polygonalen Zellen der tief~ten Epithelschicht am freien~ Rande grSbere FortsEtze treibeu, die sieh am Rande in fein~ Pseudopodien auflSsen, ihre Form und Lage mannigfaltig veriindern~ wlihrend die iibrigen Flaehen noch mit den benachbarten Zellen in Contact bleiben. Es kaun daher fiber die Bedeutung dieser Zellen als integrirender Bestandtheile der Epithelschicht durehaus kein Zweifel bestehen und muss noeh als unterscheidendes Merkmal gegen- tiber den eontractilen Wanderzellen, die aueh in der Epithelschieht vorkommeu k~innen 7 hervorgehoben werden~ dass diese letztereu stets Fortsatze nach versehiedenen Seiten aussenden und meist lan~- gestreckte Formen darstellen~ die sich gleichsam zwisehen den Epithel- zeUen hindurchwinden. Dieses kommt bei den contractilen Epithel- zellen nie vor, indem nut die an den Wuudri~ndern gelegenen, und zwar ausschliesslich an ihrem freien Rande~ Fortsi~tze aussenden. Daueben sind abet noch sehr bedeutende interne Bewegxmgeu in ihrer Substanz vorhanden, auf welche wir spater zurtickkommen.

Indem nun diese contractilen Epithelien~ wie es scheint durch das Nachwachsen der benaehbarten Elemeute~ z. Th. wohl aueh dutch

138 X. E. KL~s

den Zug der sich festsetzenden Pseudopodien allm~hlieh mehr und mehr tiber den Epithelrand hervortreten, gesehieht endlieh eine vollstandige LoslSsung derselben yon ihrem Mutterboden.

Die weiteren Schicksale dicser losgelSsten contractilen Epithelien sind iblgende: zuni~chst bewegen sie sich ganz naeh Art der con- traetilen Lymphzellen, senden bald nach dieser, bald nach jener Seite Forts~ttze aus and rticken in der Richtung dieser Fortsiitze wetter, indem die Masse des Zellkiirpers gleichsam nachgezogen wird oder in die Fortsi~tze einstr~mt. Im Ganzen ist die Bewegungs- richtung eine senkrechte zum Epithelrande und sah ich sie meistens an der untern Seite des Deekglases fortkriechen, seltener ganz fret in der Fltissigkeit schweben, wie dieses so oft an den bisweilen vorhandenen Lymphzellen zu sehen ist; niemals sah ieh sie auf der Wundflaebe sich vorwiirts bewegen. Es kann sein, dass dieselben ein gelingeres specifisches Gewieht, als die Wundfllissigkeit besitzen, jedenfalls abet lehrt dieses Verhalten, weIehen Nutzen eine sorg- fiiltige Bedeckung zu tiberhi~utender Flitchen darbietet, und welche Gefahren das hi~ufige Absptilen der Wundfli~ehe oder ein zu reich- liches Transsudat, welches sich auf derselben bildet, der Epithel- neubildung bringen muss.

Auf ihrem Marsehe k~innen nieht unbetr~ehtliche ttindernisse iiberwunden werden,wie Fig. 2. (Taf. II) zeigt; die contractile Epithel- zelle a lag hier einem etwas detbrmirten rothen BlutkSrperchen b an (10 h. Vm.) und sendete neue Fortsi~tze nach zwei Riehtungen aus, welche yon dem Widerstand leistenden K(irper abgekehrt waren (nach oben und rechts unten in der Zeichnung). Bald aber wurden diese Bewcgtmgsrichtungen ver!assen und die gauze Masse wendete sich vollst~tndig nach unten, indem gleiehzeitig das BlutkSrperchen am fast einen rechtcn Winkel gedrellt wurde (a'). Nun trennte sich die contractile Zelle yon ihrem Anhiingsel und ging in der Richtung ihres unteren Pseudopodiums wetter, indem die Masse der Zellsubstanz in diescs einstr(hnte (a"). Nach 15 Minuten (10 h. 15 m.) war die gauze Zelle um das Drei- bis Vierii~che ihrer Li~nge fort- geschritten. W~thrend zuerst bet a 3 Kerne sichtbar waren, konnten bet a" nur 2 wahrgenommen werdeu, bet a'" gelangte ein Kern in alas Pseudopodium hinein and nun schien hier die Weiterbewegung gehemmt, es bildete sich ein mi~chtiger Auswuchs nach der Seite hin.

Treffen nun mehrere solcher epithelialer Wanderzellen, wie dieses entweder am Epithelrande 0der erst in der Mitre der Wund- flache geschieht~ zusammen, so verhalten sle sich wesentlich anders,

:als lymphatischc Wanderzellen, indem sic sich, ~: ohne dass eiu

Regeneratio n des Plattenepithels. 139

Kusserer Druek stattfindet, aneinander legen, sieh gegenseitig ab- platten und mit geraden Linlen begrenzen, welehe oK ebenso regel-

mgssige Rhomben oder Seehseeke bUden, wie dies ira normalen Epithel der Fall ist. Der erste Beginn dieses Adaptirnngsvorganges ist in den 4 freien Zellen e der Fig. 6 (Tar. I) dargestellt, yon denen die mittlere keine Auslliufer besitzt und dutch drei angelagerte Ele- mente bereits leiehte Abplattung an den entspreehenden Stellen er- fahren hat, wahrend die peripherisehen Zellen an den freien Seiten kraftige Auslaufer trieben. Trotzdem die Krafte, welche yon diesen letztern ausgehen mussten, ohne Zweifel hingereieht h~tten, diese Zellen in Bewegung zu setzen, habe ieh hie ein Losreissen der an- einandergelagerten epith. Wanderzellen gesehen. Es ttberwiegt dem- naeh die Cohr~sion, welehe die Zellen in diesem Fall zusammenhalt, be- deutend diejenigen Kr~fte, welehe, im Innern derselben th~ttig, einzelne Theile des Plasma's tiber den Seitenrand hervordr~ngen (yon den Fl~tehen scheinen hier Uberhanpt nieht Ausl~tufer auszugehen). Es sind dieses Eigensehaften, welehe bekanntlieh ganz und gar denLyinph- zellen, sowohl denjenigen in der Blutbahn, wie denjenigen im Gewebe, abgehen. Selbst wenn diese, der Gef~sswand angelagert, mit bedeu- tender Kraft dutch den Blutstrom znsammengepresst werden, tritt niemals gegenseitige Abplattung ein; im gUnstigsten Fall seheinen sie untereinander zu verschmelzen, eine homogene Masse zu bilden; some sie sich abet yon einander 15sen oder der Zusammenhang auch nut etwas geloekert wird, tritt sogleieh die kuglige Gestalt wieder hervor.

Noch merkwtirdigere Gestaltungen bringt diese Eigensehaft der epithelialen Wanderzellen hervqr, wenn eine grSssere Anzahl der- selben zusammentrifft. Es bilden sieh dann grSssere Platten poly- gonMer Zellen~ oder, da die meisten nieht ganz eontinuirlieh anein- ander gelagert sind, netzartige Figuren~ die sieh aus den Polygonen zusammensetzen (Taf. II. Fig. 1 b).

An den ti'eien R~tndern in der Peripherie des Netzes treiben die Zellen spitze Auslitnfer (a), wogegen dieselben sowohl an den Riindern aneinander gelagerter Zellen, wie aueh an tier inneren Begrenzung ringfSrmig angeordneter fehlen. Wo zwei Zellen sieh einander n~thern, sieht man nieht selten ganz symmetriseh die beiderseitigen Ausl~tufer einander zugewendet (fl); dann versehmelzen dieselben miteinander zu einem Strange (y), der, allm~thlieh an Dieke zunehmend, sehliessiieh die ganze Masse der ZellkSrper authimmt und so zur Aneinander- lagerung derselben das Mittel bietet.

Offenbar sind dieses dieselben Bilder~ welehe E b e r t h an der

140 X. E. KLs~s

Cornea gesehen und als sprossenartiges Auswachsen der Epithelial- zellen gedeutet hat. Die directe Beobachtung widerspricht aber dieser Erklarung, indem erst secundar eine Wiedervereinigung dieser Zellplatten mit dem fcsten Epithelrande (Fig. I d. Tar. II) stattfindet.

Es ist bier also offenbar, wie die Gestaltung eines Gewebes yon den inneren Eigenschaften der dasselbe constituirenden Elemente abh~tng-t. Die epitheliale Wanderzelle liefert, indem sie sich festsetzt, Plattenzellen, die lymphatische Wanderzelle dagegen Spindelzellen, Generatoren des spi~teren Bindegewebes.*)

Auch in diesem Fall sind bemerkenswerth die relativ bedeu- tenden KrKf%e, welche seitens der sich n~hernden Zellen ausgelibt werden. 0b, wie man vermuthen mSchte~ sogar eine Anziehung in die Ferne ausgetibt wird~ will ich dahingestellt sein lassen, dagegen ist jedeniklls die Spannung innerhalb der geschlossenen Zellennetze eine bedeutende, so dass hier das Hervortreten der Ausl~iufer voll- stiindig gehemmt ist.

Gewiss ist es gerechtfertigt anzunehmen, dass die bedeutenden ibrmgestaltenden Krafte, welche wir hier an den losgel~isten Zellen thi~tig sehen, auch-bei der Zusammensetzung der complicirteren epithelialen Bildungen wirksam sein werden~ ja vielleieht einen hervorragenden Antheil an der Gestaltung des ganzen Thierki~rpers im Embryo besitzen.

2. D ie K e r n b i l d u n g in den e o n t r a c t i l e n E p i t h e l z e l l e n .

Schon in dem vorigen Abschnitt ist einer Beobachtung gedacht worden, welche wohl als eine Neubildung yon Kernen in den con- tractil gewordenen Epithelien aufgei~sst werden konnte, denn das Endresultat~ die Entstehung einer hellen Kugel mit einem gl~inzenden K(irperchen, entspricht so sehr der gewShnlichen Form des mit einem Kernk~rperchen versehcnen Kerns, dass dieser Gedanke wohl als naheliegend angenommen werden konnte und als Ausgangspunkt flir weitere Forschungen dienen musste. Freilich involvirte derselbe

*) Die ohne Reizung auswandernden lymphatischen Zellen des Blutes, welche als regelm~ssiges Vorkommniss im Schwanze yon Froschlarven gefunden werden, gehen in die Substauz der sternfSrmigen Bindegewebszellen fiber, mit welchen ver- schmolzen sie zuerst einen glitnzenden tI6cker bilden, der allmi~hlich sich ab- gliittet, in den Contour der nun wohl jedenfalls vergr6sserten Zellen einsinkt. Es ist daher der Beweis der regelmi~ssigen Emigration weisser Blutk6rperchen und ihrer Verwendung als Ersatzmaterial far die schon angelegten Bindegewebs- und Gefi~sszellen ge]iefert. Sie sind demnaeh bedeutungsvoll far die normale Regenera- tion. Cohnheim's Ansicht, dass dieser Vorgang nur bei der Entzfindungstatt- findet, ist jedenfa]ls aufzugeben.

l~egeneration des Plattenepithels. 141

eine so radicale Veranderung der bisher angenommenen Zellbildungs- theorie, dass, wenn nieht weitere Thatsachen sich auffinden liessen, doch wohl diesen kSrperchenhaltenden Kugeln nut eine ~tusserliche Aehnlichkeit mit wahren Zellkernen zugestanden werden konnte.

Zuerst war zu ermitteln, welches Sehicksal denn bei einer etwaigen Neubildung yon Kernen die alten Kerne der Epithelzellen erleiden; sodann musste der Nachweis erbracht werden, dass jene hellen, ursprtinglich yon kernk~rperartigen Bildungen freien Blasen, nicht wirklich aus Kernen hervorgehen.

Was nun zuerst das Verhalten der Epithelkerne in den Wund- r~tndern betrifft, so gibt dariiber Fig. 5 u. 6 (Tat. I) Auskunft.

Ungefahr 3--4 Stundcn nach dem Anlcgen der Verletzung be- ginnt hier gleichzeitig mit dem Auftreten yon Contractionen eine so ausgedehnte Kerntheilung, dass, wenn man ihre Anwesenheit flit gentigend erachtet, um auch die supponirten nacbfolgendcn Zell- theilungen als bewiesen zu betrachten, allerdings jerie Theorie eine neue und vortreffliche Sttitze erhielte. Allein es ist schon yon den verschiedensten Autoren und an den verschiedensten Zellen gezeigt worden, wie haufig Theilkerne vorkommen, ohne dass eine nach- folgende Theilung der Zellcn anzunehmen ist. Hier an unserem Objecte lasst sich dies dutch direete Beobachtung beweisen: es ist nicht mSg'lich, jenes Schema der Zelltheilung zu beobachten, welches, wie ich glaube, dem todten Knorpelgewebe entnommen, nun auf alle ~ibrigen Gewebe iibertragen und zu einer allgemeinen Zelltheorie erhoben wurde.

Die Formen der Theilkerne sind ausserordentlich mannigthltig, zuerst bemerkt man unvollst~ndige Theilungen, Einschniirungen, die entweder yon einer oder yon mehreren (2--4) Seiten her in die Substanz der blaschenartigen Kerne eindringen; es entstehen so bohnenartige, semmelartige oder drei- und vierlappige Formen. Indem derselbe Process sich mehrfach wiederholt, kSnnen langliehe K~rper mit mehrf~tchen Einschntirungen (bis 4) entstehen, rosenkranzahnliehe Formcn.

Die zweite Reihe bilden nun diejenigen Formen, in denen Grnppen yon kleinen Kernen so zusammen liegen, dass man sie aus vollst~ndiger Abschniirung der voriffen herleiten kann. Es ist ausser- ordentlich schwierig, diesen Vorgang selbst zu sehen, indem die Yeranderungen der Gestalt, durch welche er sich vollzieht, ausser- ordentlich langsam vor sich gehen. Trotz viele Stunden langer Beobachtung ein- oder mehrfach eingeschntirter Kerne habe ich nur selten das wirkliche Eintreten der Trennung gesehen, und einen

142 x, E. KLE~S

solchen Fall (s. Fig. 6. Tar. I)abgebildet , in dem die Trennung eben vollzogen war. Gegen die Theilungsstelle hin sind die Kern- blasen trichterfl6rmig verlangert und zu feinen Faden ausgezogen.

Die Abschntirung liefert nun keineswegs, wie die Theorie for- dert, Theilproducte yon gleicher Gr(isse, sammflich mit je einem Kernkiirperchen ausgestattet. Zwar am Anfange des Processes (Fig. 5) sieht man stellenweise nicht eingeschntirte Kerne mit zwei Kern- k~irpern, spater aber ist dieses jedenfa!ls sehr selten und werden auch in den abgeschntirten Sttickcn die Kernkiirper immer seltener, wi~hrend die Stticke selbst kleiner werden. Sehr haufig kommt es vor, dass die grSsseren Stticke einer Theilgruppe noch Kernk(irper enthalten, die kleineren davon t~ei sind, endlich aber kommen auch ganze Reihen yon Thcilkernen ohne Kcrnk(irper vor.

Man kann somit annehmen, dass der Process der Kerntheilung in der That mit der Theilung der Kcrnki~rper beginnt, ein Vorgang, der wohl auf eine active Thatigkeit dieser (nach A u e r b a c h con- tractilcn) Gebilde zurtickzufUhren ist. Was aber die nun folgenden Einschniirungen des Kerns betl'ifft, so tragen sie ganz und gar den Charaktcr eines passiven Vorgangs an sich, der dutch Verschiebungen der umgebenden Zellsubstanz bewirkt wird. Namentlich mSchte daftir das i~dcnfSrmige Ausziehen der StUcke vor ihrer vollstandigcn AblSsung sprechen. Wie gesagt~ ist dieser Vorgang aber schwer direct zu b e o b ~ n .

Die Be~z,~ang dieses ganzen Processes ftir die Zelltheilung ist dagcgcn jedenfalls ausserst zweifelhaft, vielmehr scheint derselbe zum Untergang der alten Kerne zu ftihren, welche sich in immer kleiner werdende, nicht mehr kernkSrperhaltige Theilstticke zer- spalten. Namentlich finder niemals ein Auseinanderrticken der Theil- kerne statt, wie es doch der Spaltung des Protoplasma's in einke~'nige Zellen vorangehen mtisste.

Solche Kerntheilungen kommcn nun auch in den epithelialen Wanderzellen vor, welche bet ihrer LoslSsung gewShnlich einkernig sind und ganzen Epitheizellen entsprechen (Fig. 1. Tat'. II). Auch hier habe ich niemals eine der Kerntheilung iblgende Zcrspaltung der Zellen beobachten ki~nnen~ viehnehr dtirfte dieser Vorgang der schon lange anerkannten tbrtschreitenden Kerntheilung in den Lymph- kiirperehcn analog sein, welche zu Umwandlung derselben in zur Gewebsbildung unfahige Elemente, die EiterkSrperchen, ftihrt. In diesem Sinn kann man yon ether epithelialen Eiterung sprechen. In der That finder eine reichliche Bildung epithelialer Wanderzetlen nur in solchen Fallen statt, in denen die Uebernarbung der Wunde

Regeneration des Plattenepithels. 143

nur sehr lanffsam fortschrcitet, und die letztere ist da am schnellsten vollcndet, wo die crstere glinzlich fehlt (s. unten).

Was nun die Kr•fte betrifft, welche die Zerspaltung und Zer- reissung der Kerne bewirken, so wurde bereits bemerkt, dass sis nur yon dem umgebenden Protoplasma ausgetibt werdea k~innen. Da die Verschiebung seiner Theilehen nicht direct sichtbar ist~ so mtissen noch andere Beobachtungen zu Htilfe genommen werden, um diese Annahme zu bekrifftigen. Ein sehr gUnstiges Object hierfiir bieten rothe BlutkiJrperchen dar, wclche yon den aus der tiefsten Epithelschicht fiber den Wundrand hinaus vorwachsenden Plasma- massen eingeschlossen werden.

Diese erlciden dann, yon dem scheinbar rahenden Protoplasma umg'eben, die mannigfachsten Formver~ndcrungen, werden in die Liinge gezogen~ der Pol selbst fadenfSrmig vcrlgngcrt~ dann zusam- mengckriimmt und endlich auscinandergebrochen (Fig. 8 B. a. Taft I). Die Bruchfl~chen sind zuerst cbcn, die Theilstticke eckig und runden sich allm~thlich zu. Dabei treten bisweilen helle Blasen, sog. Vacuolen im Innern der KSrper auf:

Aber auch passive Ortsveri~nderungen erleiden die eingesehlos- senen Blutk(irper, und zwar werden sie regelmi~ssig tier freien Ober- fii~che zugeftihrt und hier ausgestossen, so dass der Rand des vor- wachsenden Protoplasma's oft yon einer dichten Lage yon gr(issern und kleinern rSthlich gefiillten Kugeln umgeben ist.

Bei dem Ausstos~sen haftet bisweilen der hintere Pol des Blut- k(irperchens noch lest in dem Plasma, wi~hrend die Hauptmasse ausserhalb desselben liegt. Dann sieht man gewiihnlieh diesen letzteren an einem dtinn ausgezogenen Faden hangen und pendel- artige Bewegungen machen, welche, synchronisch mit dem Arterien- puls, offenbar yon diesem bewirkt werden. Endlich reisst der Faden, die pendelartige Bewegung h(irt auf und das KiSrperchen nimmt al]mi~hlich wieder die eUipsoide Gestalt an (Fig. S B, b. e. d).

Die Aehnlichkeit mit denjenigen Veranderungen, welche die Kerne in den contractil werdenden epithelialen Zellsubstanz erf~hren, ist eine so auffallige, dass beide wohl auf dieselbe Ursache, eine Zer- quetschung in Folge der im Plasma wechselnden Spannungen, zurttckgeftihrt werden mtissen; dagegen sell hier nur beili~ufig auf die Verschiedenheit aufmerksam gemacht werden, welche das con- traetile Piasma der Epithel- und der Lymphzeilen gegenfiber Fremdk(irpern und namentlich rothen Blutk(irpern ausfibt. FUr die letztern besitzen wir eine ausfiihrliche Versuchsreihe yon P r e y e r , weleher nach Einspritzung yon Froschblut in die Lymphsi~cke des

144 X.E. KLrrs

gleichen Thieres Zerfall der rothen BlutkSrperchen und Aufnahme derselben in die Lymphzellen beobaehtete; doeh ist tiber die Ursache des Zeri~lls nichts angegeben, ob er namentlich erst nach der Auf- nahme der Blutk~rper in die Lymphzellen stattfindet. In einer Be- ziehung ist jedenfalls der Gegensatz zwischen den beiden Arten des Protoplasma's ein geradezu dlametraler, indem n~mlich die epitheliale Wanderzelle FremdkSrper, welche sie auf ihrcm Wege finder, zu- n~chst zwar aufnimmt, bald aber aussti~sst, die lymphatische Wander- zelle dagegen die aufgenommenen dauernd festh~lt.

Die Anschauung yon der destructiven Natur der Kcrntheilung diirfte indess nm" fur gewisse, degenerative Falle zugegeben werden, so lange es nicht gelingt, in positiver Weise den Bildungsmodus neuer Kerne nachzuweisen. In den meisten Fallen geht derselbe im Innern dcr wenig durchsichtigen Plasmamassen vor sich und sehen wit die kugligcn hellen Blasen, welchc noch keine Kern- ki~rperchen besitzen, bei den Contractionen der Zellen aus der Tiefe auftauchen. Bei sorgf~ltlger Beobachtung der tiefsten Epithelial- schicht gelingt es bisweilen, einen Vorgang sich entwickeln zu sehen, welcher direct zur Bildung dieser Kugeln fiihrt. Man sieht namlich (Fig. 7. Taf. I) in der kSrnigen Protoplasmaschieht mit vieltheiligen Kernen stellenweise eine radiar strahlige Anordnung dieser K~rn- chert um einen hellen ovalen Fleck entstehen, zu einer Zeit~ in welcher die Theilung der Kerne in dieser Schicht ziemlich welt vorgesehritten ist und epitheliale Wanderzellcn reichlich gebildet sind. So wurde die in der Figur dargestellte Beobachtung, ,dem- selben Versuche entnommen wie Fig. 5 u. 6 derselben Tafel, 6 h. 45 m. des Abends gezeichnet, 73/"4 Stunden nach dem Beginn des Versuehs.

Ich habe nicht beobaehten k~nnen, ob die strahlige Anordnung der Protoplasmak~rner oder die Bildung der glasigen ellipsoiden Massen zuerst statti~nd oder beide gleichzeitig gebildet wurden. Wahrscheinlieh findet das Letztere statt, indem beide Bildungen stets gleichzeitig bemerkt wurden. Die hellen Massen sind schad abge- grenzt gegen die.K~rner, entbehren dagegen einer eigenen Membran. Ihre Gr~sse Ubertrifft die der alten Kerne der mittleren Epithel- sehicht, welehe unver~ndert tiber ihnen liegen (s. Fig. 7), um bei- nahe das Doppelte.

Die Uebereinstimmung in der Gr~sse und dem Aussehen dieser K~rper mit den hellen Blasen, welche in den beweglichen Zellen des Epithelrandes au~reten, gestattet wohl die Annahme, dass wit es bier mit der ersten Bildung neuer Kerne zu thun haben, welehe

Regeneration des Plattenepithels. 145

erst durch den oben beschriebenen Eintritt yon Kernk~irpern trod die Bildung einer Kernmembran vollendet wird.*)

Die weiteren Schicksale der neugebildeten Kerne werden in dem folgenden Abschnitt besprochen werden.

3. D a s R a n d w a c h s t h u m d e r P l a t t e n e p i t h e l i e n

beobachtet man in denjenigen Fallen, in denen keine sehr Iebhaften Contractilit~tserscheinungen, Bildung yon Pseudopodien an der freien Oberflache der vorwachsenden unteren Epithelsehicht und Abl~sung yon Wanderzellen stattfindet. "Man k~nnte diesen Vorgang demjenigen der Heilung bindegewebiger Theile per primam intentionem gleieh- stellen, w~ihrend die unter 1 beschriebene Bildnng yon Wanderzellen der Iteilung mit Eiterung zu parallelisiren ist.

Unter welehen Umstanden der eine oder der andere Vorgang eintritt, ist vor der Hand nieht sieher zu stellen, da ich zu derselben Zei L sowohl im Sommer wie im Winter, bei fi'ischen und alten FrSschen beide beobachtet habe. Doch dtirf~e auch hier anzunehmen skin, dass ein reines Randwachsthum als der normalere Vorgang vorzugsweise bei k r~ igen , normalen Thieren zu erwarten ist.

Uebrigens sind beide Falls nicht scharf yon einander geschieden, sondern man sieht nicht selten aus einer eontinuirlich hervorwaeh- sender Epithelschicht spater contractile Auswtichse hervorgehen und sich endlich able, sen. Einem solchen Fall gehSrt Figur S (Taf. I) an, w~hrend Figur 3---6 (Taf. II) ein reines und aussehliessliches Randwachsthum darstellen, welches bis zur Bildung gesonderter Plattenepithelien verfolgt werden konnte.

Der letztere Fall ist offenbar derjenige, welchen J. A r n o l d vor sigh gehabt und auf das HervorstrSmen eines homogenen Plasma's bezogen hat. Wie schon bemerkt, habe ich in meinen ersten Ver- suchen zur Controlirung dieser tiberaus iblgenschweren Angabe Resultate erhalten, welehe f'tir die Richtigkeit derselben sehr zu sprechen schienen. Allein ieh moehte reich nieht beruhigen bei einer Auff~ssung, welche allen unseren gegenw~rtigen Ansehauungen so diametral entgegengesetzt war und nothwendiger Weise zur Blastem-

*) .Nachdem ich diese Beobachtung in einer Sitzung des Vereins deutscher Aerzte zu Prag am 13. Mhrz 1~74 mitgetheilt hatte, erfuhr ich yon Herrn Prof. F l e m m i n g , dass derselbe die gleiche Entstehungsweise tier Kerne in Anodonten-Eiern beobachtet habe (seither verSffentlicht Arch. f. mikr. An. B. X. S. 3). Diese Uebereinstimmung des Vorganges in so verschiedenen Objecten ist geeignet, die allgemeine Bedeutung des Vorgangs zu sichern.

146 X. E. Kr~rrs

thcorie S c h w a n n ' s zurtickflihren musste. Ich z(igerte daher, meine Erfahrungen fur abgeschlossen zu erkliiren, zumal auch die Schick- sale der alten Kerne durch die Arbeit yon J. A r n o l d noch nicht aufgekl~trt waren. Nachdem ich nun die im ersten Abschnitt darge- stellten F~tlle beobachtet hatte, in denen der Uebergang der einzelnen Zellen der tiefsten Epithelschicht in contractile, sich abl~sende Zellen direct beobachtet werden konnte, war es mir keinen Augenblick zweifelhaft, dass auch jenes scheinbar homogene Plasma, welches bei gleichmi~ssigem Auswachsen des Epithelrandes auftreten kann, stets aus gesonderten, nur ausserst weichen~ der Zwischensubstanz giinzlich entbehrenden Plasmaballen bestehen mtisse.

In der That g elingt es nun, sich hiervon zu tiberzeugen~ wenn man mit starken and gut definirenden Linsen untersucht and jeden Druck vermeidet; am besten bewiihrte sich mir hierzu Syst. XI. yon H a r t n a c k and N. IX. yon S e i b e r t und Kraff t~ welches den sti~rksten Systemen H a r t n a c k ' s Uberlegen ist. Mit dem ersteren ist die Beobachtung gemacht, welcher die Figuren 3--6 der Taf. II entnommen sind (30. December 1873). Figur 3 wurde um 12 h. 30 m. skizzirt~ und stellt einen Theil des gleichm~tssig vorgewucherten Epithelrandes dar. W~thrend die oberfli~chliche Zellschicht unver- iindert bleibt, zeigt die mittlcre eine Veri~nderunff der Kerne, welche ich sonst nieht gesehen babe: l~tngs seines ganzen Randes cnth~tlt der Kern eine Reihe yon hellen Kugeln, welche, seiner Oberfiitche an- gelagert, hier etwas abgeplattet sind (Fig. 3b. Tar. II).

Die feinktirnige Lage c.~ welche mit der tiei~ten Epithelschicht zusammenh~tngt~ besitzt eine tiberall gleichm:,issig'e Breite and wird nach aussen gegen die Wundflitehe yon einer ziemlich geraden Linie begrenzt, welche dem Epithelrande parallel verl~tuft. Der Rand erscheint dann abgerundet und tibcrragt nicht unbetri~chtlich die Wundfii~che mit ihren Blutgefiissen; niemals sah ich hier Zacken aus der Masse hervortreten~ welche den Bindegeweben oder den Blut- gef~tssen anhafteten. Dcmnach ist auch in diesem Falle der Zusam- menhang zwischen dem Grundgewebe und dem tiber dasselbe fort- wachsenden Epithelplasma nur ein ~tusserst lockerer und kSnnen diese Massen jedenfalls sehr leicht, schon durch einen Wasserstrahl, entfernt werden. Ebenso ist auch die Wachsthumsenergie dieser Schicht keine bedeutende, indem schon geringe Hindernisse~ Faltenbildung der Grundfi~tche, Auflagerung des nicht vollsti~ndig getrennten Epithellap- pens auf der letzteren ihre weitere Entwicklung aufhebt. Es erinnert diese Thatsache an die Schwierigkeit, welche gewulstete Gcschwtirs- rander and ein nnebener Grand der Ueberh~tutung yon Granulations-

Regeneration des Plattenepithels. 147

fliichen bereiten; auch ein zu festes Anlegen yon Verbanden etc, dr(rite aus diesem Grunde zu vermeiden sein.*)

Kleinere K(irper, wie namentlich rothe BlutkSrperchen, werden, wie oben auseinandergesetzt, eingeschlossen~ zertriimmert und wieder ausgestossen, so dass schliesslich eine Schicht yon diesen Trtimmern und unveranderten Blutkiirperchen an der Oberfiache der Plasma- schieht gebildet wird (d).

Betraehtet man nun diese k(irnige Sehicht c. mit sorgsamer Ver- meidung jeden Drueks und bei starkerer Vergrtisserung, so erkennt man alsbald, dass dieselbe yon oft sehr langgestreckten cylindri- schen Massen gebildet wird; ihre Abgrenzung' g'egen einander is( eine sehr zarte und leieht verwisehbare; indem die Plasmaeylinder an ihren Randern an Dieke allmahlich abnehmen, lasst die Substanz daselbst mehr Lieht dutch und entsteht so eine, freilieh naeh den Seiten bin nieht seharf begrenzte, helle Trennungslinie; seltener weiehen die Cylinder starker auseinander und entstehen so Spalten, dureh welehe tiefer liegende Plasmaeylinder oder auch Theile tier Grundsubstanz siehtbar werden.

Die Breite tier Cylinder is( nun keineswegs eine g'leiehbleibende, vielmehr weehseln sehmalere und breitere Formen in mannigfhltig- ster Weise, jedoeh immer so, class die Ausbuehtungen des einen sich in Vertieihngen des anderen Cylinders einlegen.

Alle diese Massen sind in fortwahrender Bewegnng und zwar kann man eine doppelte Art derselben unterseheiden. Die eine, welehe auf einer allmi;thliehen Zunahme der Substanz beruht, bewirkt ein Vorwartssehieben des ganzen freien Randes senkrecht zum Epithel- rande. Die zweite Art der Bewegung ist eine interne und besteht in Formveranderungen der einzelnen Cylinder. Im Allgemeinen ist sie ungleiehmiissiger, als die erstere, indem plStzlieh sehr auffallende Lageveranderungen auftreten, wahrend in der Zwisehenzeit die Gestalt der Cylinder scheinbar unverandert bleibt. Selten ist sie aneh so machtig, dass hierdureh die Form ganzer Cylinder danernd ver- andert wird; namentlieh die dem i~eien Rande benaehbarten Theile derselben bewahren in der Regel ihre einmal angenommene Gestalt (vgl. Fig. 3--5. Tar. II).

Man k~nnte diese zweite Art der Bewegung als ,,peristaltisehe" bezeiehnen; dieselbe ist stellenweise so bedeutend, dass selbst ein

*) Der Heftpflasterverband bei alten Fussgeschwtiren diorite weniger dutch Druck, als (lurch Desinfection, Schutz der Ulcerationsfli~che gegen mannigfache i~ussere Einwirkungen, wirksam sein, die Compression verliert dagegen bald an Wirksamkeit und ist dann erst die Ueberhi~utung m•glich.

148 X. E. KL~ss

partielles Zurtickweiehen des freien Randes dadurch bewirkt wird. In Fiff. 4 u. 5 (Tar. II) ist ein solcher Fall dargestellt, welcher die hierbei stattfindenden Vorgi~nge deutlich tibersehen liisst: zwischen den beiden ~tussersten Cylindern der Fig-. 3 wulstete sich~ zun~tchst dem Rande der mittleren Epithelsehicht~ eine umfangreiche Masse halbkugliff hervor, welche die zuerst daselbst vorhandenen Cylinder verdcckte, den rechts gelegenen vorschob, wiihrend der links fie- legene schlanke Cylinder zurtickgezogen wurde; das Gleiche geschah mit dem ganzen Rande der Schicht c, welche zu dieser Zeit be- dentend sehmiiler erschien (43 Minuten nach der Fixirnnff des Bildes Fig. 3). Allmithlich vcrschwand nun die Grenzlinie zwischen der kugliffen Masse und dem links gelegenen schlanken Cylinder, 12 Minuten nach dem Auftreten der ersteren, nnd bildeten fortan beide eine zusammenh~ing'ende Masse, yon deren vorderem Ende ein breit- gestielter Ansatz abging, ~thnlich dem vorderen Ende des ursprUng- lichen schlanken Cylinders.

Indem nun die Grundmasse dieses KiJrpers sich immer mehr unter dem Epithelrande hervorwtilbte, wurde der freie Rand der Plasmacylinder wieder vorgeschoben (Fig. 5) und bildete sich jetzt eine die Grnndmasse in sehriiger Richtung durchsetzende Spalte, znerst an einer Stelle, welche nnffefiihr in der Mitre zwischen den spiiteren Endpnnkten lag; sodann setzte sich dieselbe bis zu den R~tndern fort und erschienen diese schiiesslich am Endpunkte der Spalte eingekerbt, auf beiden Seiten der Einkerbung abgerundet (Fig. 5. Tai: II).

Man konnte hierbei zuni~chst an eine Verschmelzung vorher ge- trcnnter protoplasmatischer Massen denken; allein ich habe einen solchen Vorgang niemals beobachten ktinnen und muss hier mit grSs- serer Wahrscheinlichkeit annehmen, dass die vorffewulstete kuglige Masse schon yon Ani~ng an einen Theil des in seinem ~tusseren Abschnitt schlanken Cylinders darstellte. Indcm dieselbe starker als der tibrige Theil vorgcwulstet wird~ entsteht zwischen beidcn eine Furehe, die weiterhin wieder verschwindet, wie dies M. S c h ul t z e so schtin bei dem Furchungsprocess der Reptiliencier beobachtet hat. Auch die bleibende Spalte, welche ikst senkrecht auf dieser Furche entsteht (vgl. Fig. 4 u. 5) bildet sich zuerst in der Mitte zwischen den spiiteren Endpunkten und schreitet allm~thlich gegen die Rander der Masse ibrt.

Auch dieses Verhalten stimmt vollst~tndig mit demjenig'en sich ihrchender Eier iiberein und liegt daher die Annahme nahe, das s d n r c h e i n e n dem F n r c h u n g s p r o c e s s a n a l o g e n , d u r c h d i e

~egeneration des Plattenepithels. 149

p e r i s t a l t i s c h e n B e w e g u n g e n d e s P r o t o p l a s m a ' s e i n g e l e i - t e t e n S p a i t u n g s v o r g a n g d ie g r o s s e n P r o t o p l a s m a e y - l i n d e r , w e l c h e a u s d e n a l t e n E p i t h e l z e l l e n h e r v o r g e h e n , in j u n g e E p i t h e l z e l l e n w i e d e r u m z e r f a l l e n .

Doch, um diesen Vorgang richtig zu verstehen, ist es noch nothwendig~ die yon den Plasmacylindern eingeschlossenen Gebilde zu ber~cksichtigen. Wie in den im ersten Absehnitt gesehilderten F~illen enthalten dieselben helle Kugeln und feine gl~nzende K~rner, welche auch bier in die ersteren eindrangen. Docb tibertrafen die hellen Massen z. Th. sehr bedeutend an Grbsse diejenigen der ein- zeln hervorwachsenden, contractilen Zellen, z. Th. wohl um das Doppelte des Durchmessers. Einige derselben enthlelten ein oder zwei Kbrnerballen~ die naeh der [iblichen Terminologie als ,Kern- k~irper" bezelchnet werden mtissen. An einem derartigen, in Fig. 3 bis 5 abgebildeten Kern, dessen Contouren zuerst wenig seharf er- seheinen, konnte das Eintreten mehrfacher gl~nzender Kbrner beob- achtet werden, die zuerst fi-ei im Innern lagen, spbter sieh den Kbrnerhaufen anlegten. Diese sind demnach Aggregate der yon aussen eintretenden Kbrner. Ob yon vorneherein zwei Kernkbrper gebildet wurden oder eine Spaltung des ursprtinglich einfachen ge- schieht, konnte ieh nicht beobachten. Docb habe ich hie, wie die Theorie es verlangte~ semmelF6rmig eingesehntirte Kernk~rper ge- sehen und mbchte daher annehmen~ dass~ wenn zahlreiehere Kbrner in die ellipsoiden hellen Massen eindringen, eine Fixation derselben in den beiden Centren der Ellipse stattfindet; andererseits w~re es aber aueh mbglieh, dass die ellipsoiden Kbrper aus der Verschmelzung zweier kugliger Massen entstehen; doeh babe ich auch hierftir keine bestimmten Anzeiehen entdeeken k~nnen.

Fraglieh bleibt ferner der Modus der Vergrbsserung der Kern- ellipsoide~ welehe jedeniMls vor der Bildung einer Kernmembran stattfindet. Vielleieht liefert die in der Abbildung vorliegende Beob- aehtung aueh hierfiir einen Anhaltspunkt. Es finden sich n~mlich Ellipsoide~ welehe statt gl~nzender Kbrner mehr oder weniger zahl- reiehe helle Kugeln yon versehiedener Grbsse enthalten. In dem vor- liegenden Fall waren sie zuerst in der oberen Hiilt~e der Ellipse ange- hauft (Fig'. 3), sp~er (Fig. 4) bildeten sicb helle Blasen aueh im Umfange dieses Pols und sehliesslieh, naeh 5/t Stunden, waren an Stelle aller dieser Bildungen eine Reihe yon Kugeln getreten, welehe nun dem Rande des Ellipsoids yon innen her anlagen und sieh gegen den- selben abplatteten (Fig. 5).

Es war demnaeh bier unter unseren Augen die gleiehe Er- A r c h l y fiir experiment. Pathologte u. Pharmako]ogie. I IL Bd. I[

150 X. E. KLEBS

scheinung aufgetreten, welche die Kerne der mittleren Epithelschicht am Anfange der Beobachtung zeigten. Ich mtichte annehmen, dass die hellen Kugeln, welehe urspriinglich neben dem Kern-Ellipsoid entstehen, in dieses eindringen, sich seinen Randern anlagern und schliesslich, mit der Masse desselben verschmelzend, diese vergriissern.

Wi~hrend der peristaltischen Bewegungen der Plasmacylinder sieht man oftmals helle Kugeln und Ellipsoide aus der Tiefe auf- tauchcn, je lAnger die Beobachtung dauert, um so zahlreicher, so dass sins ibrtwiihrende Neubildung derselben bei dem Hervorwachsen der Plasmacylinder unzweifelhaft ist; doch konnte hier die radiih'e Anordnung der PlasmakSrner nicht so deuflich beobaehtet werden, wie in den dUnneren PIasmaballen der ersten Reihe yon Fitllen.

Es fragt sich nun schliesslich, in welcher Beziehung diese hellen EIlipsoide zu den dutch Furchung sich abspaltenden jungen Epithel- zellen stehen, ob dieselben vor der Abspaltung bereits in kernkSrper- chenhaltige, mit Membran versehene Kerne umgewandelt sind, oder ob dis Abfnrchung sich schon frtiher vollziehen kann.

Um hierliber ins Klare zu kommen, geniigt nicht die Beobachtung des unverlinderten Plasma's, welches zu undurchsichtig ist, um die tiefer gelegenen EinschlUsse erkennen zu lassen. Hier hat mir nun die Behandlung des Pritparates Iait sehr geringen Mengen yon ein- procentiger Essigsiiure vortrei~liche Dienste geleistet. Liisst man yon oben, d. h. yon der Beinseite des Pritparates her, sehr kleine Tropfen derselben aus feingezogenem Glasrohr zufiiessen und verst~rkt den Abfiuss durch Anlegen yon Fliesspapier auf der entgegengesetzten Seite, so kann man eine Aufhellung der Plasmamassen herbeif'tihren~ ohne die weitere EntwickIung'sfiihigkcit derselben zu zerstiiren. Unter- bricht man diese Irrigation, sowie die Aufhellung des Plasma ein- getreten ist, so nimmt dasselbe bald wieder seine ktirnige Beschaf- fenheit an und bleibt contractil nach wie vor. Nut wahrend der Aufhellung schicnen auch die peristaltischen Bewegungen aufzuhSren. Beilitufig bemerkt scheinen daher die KSrner des Protoplasma's aus einem Alkalialbuminat zu bestehen, welches durch Zusatz yon Ae geli~st wird, aber bei einer Zufuhr yon Alkalien vom Blut her sofort wieder ktirnig sich ausscheidet.

Durch die Anwendung dieses Verfahrens habe ich reich nun iiberzeugen kSnnen, dass die durch Furchung abgespaltenen Plasma- k~rper entweder ganz frei yon hellen Kugeln sind, oder eine oder mehrere derselben nebst fi'eien, gliinzenden Ki~rnern enthalten (Fig. 6, Tar. II. links unten). Die letzteren haben oft schon eine polygonale Figur mit abgestumpften Ecken. Vollst~ndige, mit Membran und

Regeneration des Plattenepithels. 151

Kernk~rpern versehene Kel'ne hingegen finden sieh erst in einer viel spateren Zeit und zwar in seharf begrenzten Platten, welehe naeh Art vollkommener Epithelien der Wundttiiche aufgelagert sin& Der lnhalt dieser Kernblasen trtibt sieh unter stiirkerer Einwirkung yon Essigsitm'e; er besteht wahrseheinlieh aus Muein. E s h a t d a h e r d i e h e l l e K e r n m a s s e s ieh i n M u e i n v e r w a n d e l t , w i i h r e n d d i e A u s s e h e i d u n g e i n e r M e m b r a n an i h r e r O b e r f l a e h e s t a t t - f i n d e t ; g l e i e h z e i t i g i s t d e r Z e l l s u b s t a n z d ie E i g e n s e h a f t de r C o n t r a e t i l i t i ~ t v e r l o r e n g e g a n g e n , d ie e o n t r a e t i l e n B a l l e n h i e r m i t in f e s t s i t z e n d e E p i t h e l z e l l e n u m g e - w a n d e l t . In dem Fall, weleher anf Tar. II. Fig. 3--6 abgebildet ist, wurde dieser letztere Vorgang um 3 h. bis 3 h. 15 m. Naehmittags, also etwa 4 Stunden nach der in Fig. 3 dargestellten Entwicklungs- phase~ e. 7 Stunden naeh dem Anlegen der Verletzung beobaehtet.

Die Kerne dieser jungen Epithelzellen iibertreffen zwar an GrSsse bedeutend diejenigen der mittleren and oberen Epithelsehieht, sind dagegen bedeutend kleiner, als die grossen Kerne, welche in den eontraetilen Cylindern entstehen. Soweit ich die Sehieksale der letztern direct habe verfolgen ktinnen, hatten sic night, wie man h~ttte vermuthen kt~nnen, irgend einen Antheil an tier Kernbildnng in den jungen Epithelzellen, sondern stellen eine Bildung sui generis dar, eine hyperplastische Entwicklung, welehe ihr Ziel verfehlt and wahrscheinlich dutch tiberreiehe Nahrungszufuhr zu dem wachsenden Epithelgewebe bedingt wird. Es bilden sieh diese K(Irper vorzugs- weise in sehr maehtigen Auswtichsen des eontraetilen Protoplasma's, wie tin solcher z. B. in Fig'. 8A., Taf. I. dargestellt ist~ in drei versehiedenen Lagen. Zugleich zeigt diese Beobachtung die passiven Formver:anderungen, welehe die Kerne unter dem Einfluss der Con- tractionen des Protoplasma's erleiden. Zuerst, bei c~, hat der Kern eine l~nglich ovale Form mit teiehter Einsehnttrung, dann 40 Minuten spitter, bei /~, wird derselbe durch das in der Riehtung naeh unten sieh versehiebende Protoplasma bedeutend in die Li~nge gezogen, und endlieh, eine Stunde spi~ter, strebt et, indem die einsehliessende 3Iasse sieh der Oberflaehe mehr anni~hert, wieder tier ovalen Form zu, ohne ganzlieh seinen Anhang zu verlieren. Es geht daraus hervor, class die einzelnen Theile seiner Oberflaehe an dem anlie- genden Protoplasma fixirt sind, eine nothwendige Vorbedingung Tttr die Zertriimmerung der Kerne dureh die Contraetionen des letzteren.

Neben diesem Kern fand sieh frei in dem Protoplasma ein dunkelk~rniger, ellipsoider Ktirper (a)~ weleher in Grt~sse und Aus- sehen vollstandig iibereinstimmte mit dem grossen Nueleolus des

I1"

152 X. E. KLEBS

naheliegenden Kerns. Nur enthielt derselbe zwei kleinere gllin- zende KSrnchen (Nueleololi), welche in den beiden Centren des Elli- psoids lagen. Ich mi3chte die Anwesenheit dieses so charakteristisch gebildeten Kiirpers far einen weiteren Beweis der extranuclei~ren Bildung der sog. KernkSrper halten. Was gewShnlich erst inncrhalb des Kerns zu Stande kommt, die Zusammenlagerung der gli~nzenden KSrnchen zu den grSsseren Nueleoli, hat sich bier schon ausscrhalb des Kerns vollzogen.

Durch die Contractionen des Protoplasma's wurde dieser KSrper in der Stellung b gegen den Kern angedrangt, in der Stellung e wieder yon demselben entfernt. Dass es sich auch hier um cine pathologische Bildung handelt, brauehe ich kaum hervorzuheben.

Was die weiteren Schicksale dieser hyperplastischen Kerne be- trifft, so glaube ich mich tlberzeugt halten zu dtirfen, dass dieselben zu Grunde gehen. In Fig. 6~ Taf II. konnte ich wenigstens an Stelle derselben, welche in Fig. 3--5 derselben TaI~l abgebildet waren~ Formen wahrnehmen, welche dafUr sprechen, obwohl ich die Ent- stehung derselbcn nicht direct verfolgen konnte. Der mit zwei grossen Nucleoli versehene Kern enthielt (Fig. 6) zwei grosse helle Blascn, durch welche der Rest tier dutch die getriibtcn ~c Kern- substanz nebst den verkleinerten Nucleoli zur Seite gedr~ngt war. Nach rechts yon denselben fanden sich an der Stelle, welche vorher eiu grosset mit randst~ndigen Bli~sehen versehener Kern einnahm, zwei Gruppen yon Theilkernen, wie wir sie bei der Umwandlung der tiefsten Epithelschieht in contractile Zellen sich entwickeln sahen (Abschnitt 1).

Fassen wir nun in kurzen Worten die Resultate der vorste- henden Untersuchung zusammen, so exgibt sieh zunachst fur die Re- generation der Plattenepithclien Folgendes:

1) Dieselbe wird anssehlie~'slieh dutch ein Auswachsen der Epi- thelien und zu,ar der./em~qen der liefsten Sehieht bewh~kt.

2) Eatweder gesehieht dieses in der Weise, dass die einzeh~en ZeUen dieser Schicht contractil werden, s&h schliesslich loslOsen und epitheliale Wanderzellen darstellen, die sich wieder zu Netzen an- einanderlegen kOnnen; oder das Auswachsen flndet gleiehmiissig an allen Zellen des Epitheb.andes (in der tiefsten ScMcht desselben) statt und entsteht hierdurch ein !tleichm(tss(qes Randwachsthum des Epithels, u, elches nut scheinbar dnrch den Erguss eines homogenen Plasma's gebildet wird, vielmehr &trch die Entwicklung gesonderter

Regeneration des Plattenepithels. 153

und ebenfalls contraetiler Protoplasmac!/linder bewirkt wird, welche ebenfalls aus den Zellen des Eplthelrandes hervorwachsen.

3) Diese letzteren zerfallen dutch Furchung (i~hnlich wie die Ei, zelle) in polygonale kernha#ige J)latten, welche, der Contractilitiit entbehrend, die neugebildeten jT:cen Epithelzellen darstellen.

4) Die Kerne der an der Regeneration betheiligten Epithelzelleu ze~Jhllen in der bekannten ~Veise zu Theilkernen und, indem sie die Nucleoll verlieren, zu hellen Kugeln oder Blasen, wiihrend neue Kerne in dem contractilen Plasma entstehen, i'thnlich wie in den Furchungskugeln yon Anodonten-Eiern ( F l e m m i n g ) durch Ausein- anderweichen und strahl(qe Anordnung die ProtoplasmakOrner um ein sieh aufhellendes, ellipsoMes Centrum.

5) Die Kernk6rperehen ~ werden ausserhalb dieser hellen Ellipso- ide gebildet und treten in dieselbeu ein, verfndern zuerst ihren Ort (contractile 5~teleoli? A u e r b a e h ) und flxiren sieh dann iu den beiden Centren des Ellipsoids, oder aueh in der Miue zwisehen beiden (Kerne mit einem oder zwei Kernki)rperehen).

6) Ei~te hffpe~Tlastisehe, patholog#ehe Entwiekhmg der Kerne gesehieht dutch Apposition heller Kugeb~, die ausserhalb der Kerne ent- stehen, dann m# denselben versehmelzen (randstiindige helle Kagelu); eben dahin zu reehnen ist aueh die Bildang grSsserer KOrnerhaufen an Stelle der KernkihT~erehen dureh Apposition gli~nzender K6rner. Aueh diese Formen k6nnen wieder unter Bildung yon Blasen und Theilkernen unter!tehen.

7) Bei der Bildung defnltiver, ,fixer lE~pithelzellen u,andeht sieh die Kerne unter t3ildung .einer 3lembran in mueiuhaltiqe Blasen urn, welehe wohl noeh ehze nu#'itive Function haben mOgen, fi'lr Proli- ferations- und Itegenerationsvorgi~nge abet ohne Bedeutung sind.

8) Die Bildung neuer Kerne in dem eontraetilen epithelialen Plasma geht vor oder wi~hrend der Furehunq oder aueh in den dutch die Furehuug abgesonderten Sti'teken vor sieh und be~linnt aueh hier mit der Bildung heller I~u!leht.

Ich brauche kaum darauf hinzuweisen, dass nach den vorstehend mitgetheilten Beobachtungen dasjenige, was man als ZeIle zu be- zeichnen hat, d. h. die vegetative Einheit des Organismus, eine andere Definition erhalten muss, als die bisherige Theorie sie zu geben pfiegte. Indem wit keinen Grund haben, den Satz yon der ,,legitimen Succession der Zellen" zu bestrciten, acccptiren wir nicht die Meinung deljenigen, welche jedes Partikelehen Protoplasma mit

154 X. E. KLEgS

allen Eigensehaften ausstatten wollen, welche zur Erzeugung yon Geweben nothwendig sind (B e a le ' s living matter). Vielmehr glauben wir annehmen zu dtirfen, dass nur solche, durch Abfurchung getrennte Stiicke des Plasma's hierzu geeignet sind, welche die Fiihigkeit dmr Kernbildung besitzen. Diese aber werden auch schon vor der Kern- bildung den Namen der Zelle in obigem Sinne verdienen.

Besonders bedeutungsvoll versprechen diese neuen Anschauungen fiir die Lehre yon dem Cancroid und Carcinom zu werden. Was die aus dem Plattenepithel hervorgehenden Cancroide betrifft, so kennen wir seit lange schon, dutch die Untersuchungen yon Virehow, die ,,physalidenhaltigen KSrper" als integrirende Bestandtheile der- selben.*) Aber es ist noch nicht gentigend beachtet worden, dass durchaus nicht selten neben denselben kern- und blasenlose Proto- plasmaplatten vorkommen, welche sogar nicht selten einen grossen Theil der coneentrisehen Epithelkugeln oder -perlen darstellen.

Ferner abet findet man aueh in dem bindegewebigen Stroma solcher Geschwtilste nicht selten rundliehe oder platte PlasmakSrper, oft reihenweise in offenbar pr~existirenden Kan~len (Lymphgef~ssen) angeordnet~ welche ich schon frtiher im Handbuch der path. Anatomie (B. I. S. 103) beschrieben und als lymphatische Gerinnsel gedeutet babe. Eine erneuerte Durchmusterung meiner Prliparate ergibt mir, dass dieselben mit der Bildung kernhaltiger Epithelzellen in Zusam- menhang stehen, mit solchen stellenweise untermischt sind oder yon denselben umgeben werden. Ich m~chte dieselben gegenwartig fur kernlose Epithelzellen halten, welche yon den wuehernden Epithelien aus in die Lymphr~ume des Gewebes eindringen und dort die Grundlage der Metastasen biiden.

Aehnliches geschieht auch bei der Entwicklung der echten, Drtisencarcinome, doch verschmelzen hier die yon ihrem Mutterboden abgelSsten epithelialen ProtoplasmakSrper mit dem Plasma der binde- gewebigen Elemente und beginnt erst dann die Furchtmg und Bildung yon grosskernigen Epithelzellen. Wahrscheinlieh findet dieser letztere Process aber auch bei Caneroiden start und constituirt tiber- haupt das cigentliche Wesen dieser bSsartigen, �82 und metastasirenden ~eubildungen.

Weiteres tiber diese Beziehungen werde ich an einem anderen Orte mitzutheilen haben, wenn es sich darnm handelt, die rein ana- tomisehen Eigenschaftcn der Geschwtilste zu erSrtern.

C l a r e n s , 16. S e p t e m b e r 1874. *) Auch die kugligen KSrper des Molluscuta contagiosum darken hierher

geh6ren.

Regeneration des Plattenepithels. 155

E r k l ~ i r u n g d e r A b b i l d u n g e n .

Tafel I.

Fig. 1, 2~ 3. Festsitzende Epithelz. der mittleren Sehicht i welche Pseudopodien aussenden~ zu versehiedcnen Zeiten: 1. 3 h , 2. 3 h. 25 m., 3. 3 h. 32 m. 2er und 3 cr enthalten 3 Kern% w~hrend dieselbe Zelle 1 er in aem hervorragenden Theil nut einen enthielL In /?. Eintreten eines Kernkitrperchens in die leere Kernblase.

Fig. 4a~ b. Die gleiche Zelle~ welche bei a nut einen~ bei b 2 Kerne enth~lt.

Fig. 5. Epithel-Wundrand. a oberste~ nicht mehr an dam Regene- rationsvorgang theilnehmende Schicht~ b mittlere Schicht 7 mit vielfach getheilten~ bliischenf6rmigen Kernen~ einzelne Kerne haben ihre fl'ahere Beschaffenhelt beibehalten; c eine Zelle ist contractil gcworden~ nimmt unter anderem die Stellung c ~ ein und verl~tsst ihren Ort 5 Stunden nach Beg'inn des Versuchs. Anfang des Versuehs 11 h. Vm., Theilung der Kerne 2 h. Nm., um 4 h. sind zahlreiche contractile Elemente abgelSst.

Fig. 6. Derselbe Versuch 7 Stunden spiiter; a oberfliichliche Schicht~ b mittlere Schicht~ deren oberttachliche Zellen noch scharf gerandet, mlt einfachem dunklen~ stellenweise eckigen Kerne versehen sind, w~ihrend die tiefer gelegene Zellschicht keine Abg'renzungen der einzelnen Elemente erkennen liisst, dagegen in regelmiissigen Abstanden Kerne~ welche ein- geschniirt oder in mehrere Stticke zerfallen sind: a zwei Theilstticke mit fang ausgezogenen Enden~ tiff Thcilstttcke zum Theil mit~ z. Th. ohne Kernk6rperchen ~ 7 die letzteren bilden lange Reihen (untergehende Kerne), c contractile Epithelzellen~ die sich abgel6st haben.

Fig. 7. Entstehung der neuen Kern% radiiire Anordnung der Pro- toplasmak6rner und helle ovale Massen~ die spiiter erst sich schiirfer a b g r e n z e n ~ - dariiber die Zellcontouren und ein Kern aus tier ober- fliichlichen Schicht. Hartn. Syst. 11 h Immersion.

Fig. 8. Bewegungserscheinungcn der tieferen~ contractil gewordenen Epithelschicht. A fiber den Rand vorgewulstete Protoplasmamasse mit kleinen Pseudopodien am Rand~ die Form und Lage vielfaeh wechseln, einem grossen hellen Kern mit Kernk6rper (wahrscheinlich neugebildet) und einem freien KernkSrper mit zwei Nucleolis, 1 : 9 h. 45 m. Vm. a Kern mit leichter Einschntirnng, ohne scharfe Abgrenzung gegen das k6rnige Protoplasma (was in der Figur nicht wiedergegeben werden konnte)~ a freier Kernk6rper; 2. I0 h. 25 m. Die Hauptmasse hat sich seitlich verschoben~ der Kern fl ist hierdureh der Oberfliiche some dam fl'eien Kernk5rper b nidler gertickt und stark in die Liinge gezogen: passive Formveranderung des Kerns; - - 3. 11 h. 25 m. Die Lagever- ~nderung ist welter fortgeschritten in der gleichen Richtung~ der K6rper stark abgeplattet~ der Kern 7jetzt scharf contourirt (Kernmembran) ist welter yon der 0berfiiiche entfernt~ liegt dcm freien Kernk6rper c an~ und n~hert sich wieder der ellipsoiden Form. Hartn. Syst. 11 ~t Imm. B. Rothe Blutk6rper in dem contractilen Protoplasma~ a zuerst defor- mirt (heller Contour)~ zerfitllt dann in Sttieke, Vaeuolenbildung~ ~ b ein zweites Blutk6rperchen wird gegen den Rand verdrangt (10 h. S m.)~ dann ausgestossen~ bei c Mngt dasselbe mit langem~ diinn ausgezogenem

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156 X. E. KLErs, Regeneration des Plattenepithels.

Stiel an der eontractilen Substanz und pendelt rhythmisch und isochronisch mit den Pulsschli~gen (60 in der Minute)~ - - bei d ist d~r Stiel soeben gerissen~ die Bewegung hiirt auf (10 h. 40 m.).

Tafel II.

Fig. 1. Seheinbare Sprossenbildunff, entstanden durch Anlagerunff der losgel~isten, contractilen Epithelzellen an den Epithelrand. a unver- anderte Epithelzellen~ b contractile Elemente mit einfachen~ eingesehniirten oder mit mehrfachen Kernen. Bei a senden sie an ihren freien Ritn- dern sehmale Pseudopodien aus, - - bei fl an gegentiberstehenden Ran- dern symmetrisch angeordnet, - - bei 7 Zusammenfliessen derselben mit nachfolgender Aneinanderlagerung der Zellen, - - bei ~ ist die letztere vollzogen, die Epithelzellen bilden nun polygonale Platten~ gleichwie im normalen Plattenepithel. Hartn. Syst. 7.

Fig. 2. Wanderung einer beweglichen Epithelzelle. Es folgen die Stellungen: a (urn 10 h. Vm.)~ a~ a" (10 h. 8 m.)~ a "~ (10 h. 15 m.). Wi~hrend der ersten Phase der Bewegung wird ein etwas deformirtes rothes Blutkiirperehen yon b naeh b ~ verschoben. Hartn. Syst. 11 ~ Imm.

Fig. 3- -6 . Derselbe Versueh. Continuirliehes Hervorwachsen des epithelialen Protoplasma's; ohne Abl6sung contractiler Zellen. Hartn. Syst. 11. Oc. 3.

Fig. 3. 12 h. 30 m. Vm. a oberflachliehe Schicht mit dunkel- k0rnigen Kernen, b zweite Zellschicht mit bl~tsehenfSrmigen Kernen, welehe kleinere Blasen entha l ten~- c dritte Sehicht mi~ auswachsenden Zellen~ die z. Th. kernlos sind (Anwendung yon lproe. Essigsaure)~ z, Th. grosse helle Kerne enthalten: a~ mit zwei grossen Kernk6rpern, wurde erst um 1 h. 15 m. seharf gerandet, /? enthi~It helle BIasen; 7 Reste alter Kerne (?). - - Ausserdem enthalten diese Zellen scharf contourirte, dunkle K6rner, Snbstanz spaterer KernkSrper; ~ rothe Blutk6rpersub- stanz in kleineren und griisseren kugligen und ellipsoiden Massen.

Fig. 4. (etwas zu klein gezeYehnet). 1 h. 13 m.~ a - -d dieselben Schiehten wie in Fig. 3. Der Kern ~ hat K6rner aufgenommen~ in t? Zunahme der kleineren Blasen~ die z. Th. ausserhalb der gr(~sseren liegen. Die Lage der Protoplasmaballen ist verlindert.

Fig. 5. 1 h. 45 m. Seheinbare Verschmelzung der Protoplasma- ballen, deren unterster gestielter Theil noch seine Form bewahrt hat~ a enth/ilt je~z~ neben den k6rniffen Kernkiirpern keine freien KSrner~ welehe wahrseheinlieh mit jenen versehmolzen s i n d ; - in fl randstandige Lagerung der hellen Blasehen.

Fig. 6. 3 h . - -3 h. 15 m. Dieselbe Stelle nach Anwendung yon lproe. Ae. a Regelmii, ssige 1/tnglieh-viereckige Zellen mit grossen ovalen, bi~tschenfOrmigen Kernen, deren Inhalt getriibt ist (Mueinniederschlag), fl Zelle mit hellen Blasen (Kernreste) und freien K 6 r n e r n , - - 7 getrtibter Kern mit zwei Kernk~rperresten und zwei hellen Blasen (a der Figg. 3--5)~ ,3 getheilte helle Kerne (Reste der ursprtingliehen Zellkerne).

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